AMS-Chef Johannes Kopf sieht in der Bildungskarenz ein wichtiges Instrument zur Förderung von Flexibilität am Arbeitsmarkt.

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Wien – Aus einer Analyse des Arbeitsmarktservice (AMS) geht hervor, dass 45 Prozent der Personen nach Beendigung der Bildungskarenz beim selben Dienstgeber beschäftigt waren wie vor Antritt der Bildungskarenz. Für Johannes Kopf, Vorstandsmitglied des AMS, zeigt diese Zahl, dass die Bildungskarenz mittlerweile zu "einem Instrument der Förderung der Flexibilität am Arbeitsmarkt" geworden ist.

Bildungskarenz wird vor allem von Frauen, Akademikern und Wienern nachgefragt. Von Jänner bis Juli 2019 haben im Schnitt fast 11.000 Personen Weiterbildungsgeld in Anspruch genommen, davon 63 Prozent Frauen, wie die AMS-Analyse zeigt. 88 Prozent der Personen waren im Alter zwischen 20 und 44 Jahren, 44 Prozent hatten eine höhere oder akademische Ausbildung, 29 Prozent waren aus Wien. Für Kopf wäre eine stärkere Inanspruchnahme durch niedrigqualifizierte und ältere Personen sinnvoll, wenngleich dies schwierig zu erreichen sei.

Fast überall Zuwächse

Nach Wien beziehen insbesondere Personen aus Oberösterreich (19 Prozent) und der Steiermark (15 Prozent) Weiterbildungsgeld. Fast ein Fünftel kommt aus dem Gesundheits- oder Sozialbereich. Der Ausländeranteil lag bei zwölf Prozent.

Im Gesamtjahr 2018 haben 14.748 Personen neu Zugang zum Weiterbildungsgeld bekommen, um rund drei Prozent oder 432 Personen mehr als im Jahr 2017. Allein in Wien hat sich die Zahl um sechs Prozent auf 4.091 Personen erhöht. Abgesehen von Niederösterreich, Kärnten und Tirol gab es überall Zuwächse. Die Ausgaben für Weiterbildungsgeld beliefen sich im Jahr 2018 inklusive Sozialversicherungsabgaben auf 190,5 Millionen Euro, nach 179,1 Millionen Euro im Jahr davor.

Weiblich, akademisch und wienerisch

Ein Zehnjahresvergleich des AMS zeigt, dass Bildungskarenz weiblich, akademisch und wienerisch geworden ist. Waren 2009 noch 65 Prozent der Bezieher von Bildungskarenz männlich, so waren es 2018 nur noch 43 Prozent. Das Verhältnis habe sich umgedreht. Frauen nahmen sowohl 2009 als auch 2018 Weiterbildungsgeld deutlich länger in Anspruch als Männer. 2018 waren das im Durchschnitt 262 Tage bei Frauen und 214 Tage bei Männern.

Der Anteil von Personen, die über eine höhere beziehungsweise akademische Ausbildung verfügten, ist von 27 Prozent im Jahr 2009 auf 41 Prozent 2018 gestiegen. Der Anteil der Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft lag 2009 bei fünf Prozent und 2018 bei elf Prozent.

Seit Jänner 1998

Auch die Bundesländerverteilung hat sich im Vergleich zu 2009 verändert: Oberösterreich stand 2009 mit 32 Prozent an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 24 Prozent. Im Vorjahr war Wien an erster Stelle (28 Prozent), Oberösterreich mit 19 Prozent und Steiermark mit 15 Prozent folgten.

Die Möglichkeit zur Bildungskarenz gibt es seit Jänner 1998. Voraussetzung ist der Besuch einer Weiterbildungsmaßnahme im Ausmaß von mindestens 20 Stunden pro Woche oder ein Studium. Maximal gibt es in vier Jahren zwölf Monate geförderter Karenz. Davor muss man ein halbes Jahr arbeitslosenversicherungspflichtig beschäftigt gewesen sein. So richtig durchgesetzt hat sich die Möglichkeit im Gefolge der Wirtschaftskrise im Jahr 2009. Damals wurden 11.000 Zugänge verzeichnet, im Jahr 2008 waren es erst knapp über 3.000. (APA, 3.12.2019)