Uniformierte Beamte und solche in Zivil nahmen bei einer Schwerpunktaktion in Wien am Montag insgesamt 26 Verdächtige fest.

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Wien – Einen wesentlichen Vorteil hat der technische Fortschritt und damit die breitere Verfügbarkeit von im Ohr getragenen Freisprecheinrichtungen für die Polizei: Kriminalbeamte fallen nicht mehr so auf wie früher, wie sich Montagabend bei einer Schwerpunktaktion der Wiener Exekutive zeigt.

Denn mittlerweile trägt gefühlt jeder zweite Passant irgendein Gerät im Ohr und murmelt vor sich hin, wie sich rund um die U-Bahn-Station Kagran in Wien-Donaustadt zeigt. Einsatzleiter Gerald Baran fällt also nicht weiter auf, während er die insgesamt 98 Beamtinnen und Beamten koordiniert, die an dem Großeinsatz unter dem Schlagwort "Sicherheit im öffentlichen Raum" teilnehmen.

Zweigleisige Strategie

Drei- bis viermal im Jahr finden derartige Aktionen statt, bei denen uniformierte Kräfte und Kriminalbeamte gemeinsam aktiv werden. Die dabei verfolgte Strategie ist zweigleisig, wie Baran erklärt: Die Öffentlichkeit nimmt die Uniformierten wahr, was das subjektive Sicherheitsgefühl erhöhen soll. Die Kriminalistinnen und Kriminalisten sollen dagegen ein Auge auf den Handel mit illegalen Rauschmitteln oder mögliche Raubkriminalität haben. Was erfolgversprechend ist, da auch diese Klientel sich meist auf die Uniformträger konzentriert.

Als "Hotspot" will Baran die verkehrsreiche Gegend rund um die Station, die an einen großen Einkaufskomplex grenzt, nicht sehen. Aber Sinn dieser Aktionen sei es eben auch, dass ein solcher Brennpunkt erst gar nicht entstehe. Eine Verlagerung speziell der Drogenszene vom Praterstern hin zu einem anderen festen Platz habe man bei der Polizei nicht beobachtet.

118 Menschen kontrolliert, 26 festgenommen

Zwischen zehn und 20 Uhr dauert der Schwerpunkteinsatz an diesem Tag im gesamten Stadtgebiet. Am Ende wurden 118 Personen kontrolliert, 26 wurden festgenommen, 18 davon wegen Verstößen gegen das Suchtmittelgesetz und acht wegen Übertretungen des Fremdenrechts.

Auf das umstrittene "racial profiling", also die Kontrolle von Personen, wenn diese gewisse äußere Merkmale aufweisen, setze man dabei nicht, beteuert Baran. "Wir konzentrieren uns auf die, die verdächtig erscheinen." Unter den 18 Rauschmittelfestnahmen finden sich tatsächlich diverse Nationen: Sieben Verdächtige kommen aus Österreich, fünf aus Nigeria, drei aus der russischen Föderation und die übrigen drei Personen aus Ungarn, der Ukraine und der Türkei.

Der sozialen Komponente bei den Delinquenten ist sich der Einsatzleiter bewusst. Arbeits- und perspektivlose Jugendliche würden dazu tendieren, sich in Gruppen an öffentlichen Plätzen zusammenzufinden. Manchmal kämen sie dabei auf schlechte Ideen – etwa Raub. Wobei der Kriminalbeamte dabei beobachtet, was auch am Gericht bestätigt wird: Das Beuteschema hat sich verändert.

Ohrstöpsel und Kopfhörer als lohnende Beute

Waren es früher vor allem Mobiltelefone, auf die es Täter abgesehen hatten, scheinen mittlerweile hochpreisige Bluetooth-Kopfhörer und -Ohrstöpsel interessanter. Der Grund dürfte darin liegen, dass diese leichter zu verkaufen sind und ein illegaler Ursprung schwerer nachzuweisen ist.

Angesichts des bevorstehenden Weihnachtsfestes hat der Polizist noch einen Präventionstipp. Er beobachtet vor allem bei jüngeren Menschen, dass diese ihr Handy relativ weit vom Ohr weg oder gar vor sich tragen, während sie auf der Straße telefonieren.

Was aus seiner Sicht mehrere Risikofaktoren beinhaltet: "Ich präsentiere mein Gerät, jeder kann sehen, ob es das neueste Modell ist." Außerdem würden in den Gesprächen oft die Routen preisgegeben, was die Planung eines Überfalls erleichtere. Und drittens lenke ein Telefonat derart ab, dass man seine Umgebung und damit mögliche Gefahren nicht mehr richtig registriere, ist Baran überzeugt. (Michael Möseneder, 3.12.2019)