Wer schon einmal – vor allem als Frau – eine Datingplattform genutzt hat, dürfte bereits miterlebt haben, wie sich manche Nutzer verhalten. Bei Apps und Seiten, die den Versand von Fotos erlauben, sind Bilder des Geschlechtsteils quasi vorprogrammiert. Dazu kommen oft auch ungefragte Annäherungen, die schnell einmal an sexuelle Belästigung grenzen.

Einige Beispiele von Nachrichten, die "Antiflirting" sammelte.
Foto: screenshot/antiflirting

Aufklärung

Vorfälle wie diese dokumentierte der Instagram-Account Antiflirting. Das Ziel war, über Themen wie Sexismus aufzuklären. Vor seiner Sperre teilte das Instagram-Profil anonymisierte Einsendungen von Nutzern, die mit solchen Chats konfrontiert waren. In der Story des Kontos sammelte Antiflirting zudem auch Erfahrungen mit sexueller Belästigung, die außerhalb der Onlinewelt vorgefallen ist.

Foto: screenshot
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Instagram: Verstoß gegen Gemeinschaftsrichtlinien

Für Facebook, zu dem Instagram gehört, erschien das offenbar wie ein Verstoß gegen seine Gemeinschaftsrichtlinien, und der Account wurde nun gesperrt. "Inhalte mit sexuellen Anspielungen" seien nicht gestattet. Dazu würde nebst Inhalten oder Fotos mit sexuellen Anspielungen und sexuellen Dienstleistungen auch die Verwendung expliziter sexueller Sprache gehören.

Die beiden Betreiberinnen des Accounts kritisieren die Entscheidung auf einem zweiten Konto. "Jeden Tag verhalten sich Menschen auf Instagram (und vielen anderen Plattformen) respektlos, sind sexistisch, rassistisch und ableistisch", schreiben sie auf ihrer Seite. Instagram unternehme dagegen sehr wenig, Sperren gebe es nicht. Die Plattform positioniere sich mit dem Block "ganz klar" auf der Seite von Tätern. "Sexismus und Übergriffigkeit sind also anscheinend okay, die Kritik daran nicht", lautet der Vorwurf.

Update: Instagram stellt Seite wieder her

Instagram hat die Seite mittlerweile wiederhergestellt und sich entschuldigt. "Wir haben fälschlicherweise Inhalte entfernt und entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, die dadurch entstanden sind", erklärt das Unternehmen in einem Statement gegenüber dem STANDARD.


Die Betreiberinnen des Kontos haben zuvor gegenüber "Vice" erzählt, dass sie in der Vergangenheit selbst mit solchen Nachrichten konfrontiert waren. Daraufhin hätten sie einen Weg gesucht, die Problematik zu thematisieren. Der Accountname Antiflirting wurde gewählt, um bewusst zu machen, dass ein solches Verhalten eben kein Flirten ist, wie oft verharmlost dargestellt wird, sondern sehr wohl belästigend sei, sagen die beiden Aktivistinnen. (muz, 3.12.2019)