DER STANDARD/Daniel Koller
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Einst verspottet, heute zahlreich kopiert: Apples Airpods. Waren Kopfhörer früher ein Geschäftsgebiet, das man eher den Soundexperten überließ, zählen Bluetooth-Kopfhörer heute zum fixen Angebot von IT-Konzernen. Auch Huawei mischt mit den Freebuds mit und will Apples Airpods Paroli bieten. Die Freebuds 3 sind die neuesten Ableger, die der chinesische Konzern zum Start des Weihnachtsgeschäfts auf den Markt gebracht hat. DER STANDARD konnte die Kopfhörer rund eine Woche lang testen und sie mit der direkten Konkurrenz vergleichen.

Huawei Arabia

Schwaches Noise-Cancelling

Optisch erinnern die Freebuds 3 deutlich an Apples Airpods. Auch der idente Preis von 179 Euro zeigt auf, auf wen es Huawei abgesehen hat. Im Gegensatz zu den Apple-Kopfhörern bieten die Freebuds 3 allerdings aktives Noise-Cancelling, das im Test jedoch enttäuschte. Zugegebenermaßen haben es die Kopfhörer aufgrund der Bauart bereits schwer, da sie das Ohr nicht wirklich abdichten. Einen signifikanten Unterschied merkt man zwischen aktiviertem und deaktiviertem Noise-Cancelling allerdings nicht. In lauten Umgebungen muss somit die Musik hochgedreht werden, um lästige Außengeräusche zu übertönen.

Hoher Tragekomfort

Die Freebuds 3 saßen beim Tester und einer weiteren Person gut im Ohr. Die Kopfhörer weisen einen hohen Tragekomfort auf und sind aufgrund des geringen Gewichts von 4,5 Gramm pro Hörer auch bei mehrstündigen Hörsessions kein Störfaktor. Im Fitnesscenter wurden die Freebuds 3 ebenso getestet. Auf dem Laufband musste einmal kurz nachgebessert werden, da ein Hörer sich ansonsten aus dem Ohr verabschiedet hätte. Generell sitzen die Kopfhörer aber sehr gut – es lohnt sich aber trotzdem, vorab zu prüfen, ob diese mit dem eigenen Ohr kompatibel sind.

Guter Klang mit Stolperstein

Hinsichtlich des Klangs hat Huawei gute Arbeit geleistet. Die Freebuds 3 bieten einen detaillierten, ausgewogenen und eher kalten Klang mit Schwächen bei den Tiefen. Die Höhen und Mitten wissen aber zu gefallen. Besser als die Airpods klingen sie allemal, an die Pro-Variante, den Sony WF1000XM3 oder Galaxy Buds kommen sie allerdings nicht heran. Zum besten Klang ergab sich im Test übrigens ein Stolperstein: So musste in den Android-Einstellungen erst einmal HD-Audio aktiviert werden, um den bestmöglichen Sound zu ermöglichen. Bei den Codecs sind SDC und AAC an Bord.

Nach drei Stunden zurück ins Case

Huaweis Freebuds bieten auf dem Papier vier Stunden Laufzeit. Im Test waren es weniger. Nach etwas mehr als drei Stunden mussten die Kopfhörer wieder im Case verstaut und aufgeladen werden. Ist man länger ohne Lademöglichkeit unterwegs, kommen die Freebuds 3 auf insgesamt rund 20 Stunden Laufzeit, bis Case und Kopfhörer vollständig leer sind. Geladen wird die Hülle über einen USB-C-Port. Die runde Transporttasche kann übrigens auch auf einer Qi-Ladematte platziert werden, da drahtloses Aufladen unterstützt wird.

Foto: Screenshot/Daniel Koller

Klopfen für den nächsten Song

Gesteuert werden die Kopfhörer über Klopfgesten auf die Außenseite. Möchte man etwa Noise-Cancelling aktivieren, muss man zweimal auf die linken Hörer tapsen. Klopft man wiederum auf den rechten Hörer, wird zum nächsten Lied gesprungen. Huawei bietet hier auch ein paar Einstellungsmöglichkeiten über die zugehörige AI-Life-App. Diese ist für Android, nicht aber fürs iPhone verfügbar. Eine Nutzung mit einem Apple-Smartphone ist aber auch ohne App möglich, allerdings muss man dann ohne Shortcut-Einstellungen und zusätzliche Einstellungen für das Noise-Cancelling auskommen.

Volles Potenzial dank EMUI 10

Nutzern eines Huawei-Smartphones werden zusätzliche Funktionen geboten. Bei Geräten mit EMUI 10 soll die Latenz verringert und die Akkulaufzeit erhöht werden. Auch der Koppelungsvorgang soll dadurch erleichtert werden – so muss man das Case einfach neben ein Smartphone halten, um eine Verbindung herzustellen. Zuletzt wird die Wiedergabe automatisch gestoppt und gestartet, wenn man einen Hörer aus dem Ohr nimmt oder darin platziert. Mangels Huawei-Smartphones mit EMUI 10 konnte dies allerdings nicht getestet werden.

Fazit

Die Freebuds 3 sind True-Wireless-Kopfhörer mit gutem Klang, aber nur homöopathischem Noise-Cancelling. Möchte man sich wirklich abschirmen, gibt es mit den Airpods Pro für Apple-Nutzer und den Sony WF1000XM3 bessere Alternativen für Android-User. Ist man kein Fan von Ohrhörern mit Silikonstöpseln, sind Huaweis Freebuds 3 für Nutzer eines Android- und vorrangig EMUI 10-Smartphones aber trotzdem eine gute Wahl. Apple-User sollten hingegen zum Original greifen.

Und ja, auch Huaweis Kopfhörer haben aufgrund der Bauform ein Ablaufdatum. Bei 179 Euro ist dies aber im Hinblick auf die 100 Euro teureren AirPods Pro aber noch halbwegs verkraftbar. (Daniel Koller, 4.12.2019)