Schlafbereich im Tiny House.

Foto: Klaus Mittermayr/LibertyDotHome

Rund 15.000 Menschen sind selbst in dem reichen Land Österreich als obdachlos registriert. Organisationen wie die Caritas helfen mit Wohneinrichtungen, die zumindest für einen sauberen und warmen Schlafplatz sorgen sollen. Mit LibertyDotHome will seit heuer auch ein Linzer Start-up helfen, und zwar mit einem etwas ungewöhnlichen Ansatz. Das Start-up hat ein "Tiny House" entworfen, ein Haus in der Größe eines Containers, das auf wenigen Quadratmetern alles bietet, was man zum Leben unbedingt benötigt und als Pkw-Anhänger transportiert werden kann.

Die Zielgruppe dafür ist breit und reicht von Familien bis hin zu Senioren, die ein kleines, flexibles Haus suchen, meint Co-Founder Markus Hörmanseder. Das schick designte Holzhaus wird aus hochwertigen Materialien von einer oberösterreichischen Zimmerei gefertigt und schlägt mit bis zu 40.000 Euro zu Buche. Das Start-up will aber nicht profitmaximierend arbeiten, sondern mit Impact, und stellt daher eine bestimmte Anzahl der winzigen Häuser für soziale Zwecke zur Verfügung.

Die Häuser haben die Größe eines Containers.

Ganzjährig bewohnbar und erweiterbar

Philipp Hüttl und Markus Hörmanseder haben LibertyDotHome 2019 gegründet. Die Idee dazu kam ihnen im Rahmen ihrer Bachelorarbeit an der FH Campus Wien. Mindestens 6,4 Quadratmeter ist eines ihrer Tiny Houses groß, und es beinhaltet einen Schlafplatz, eine Küche, Dusche und WC. Eine Wärmedämmung sorgt dafür, dass das kleine Haus ganzjährig bewohnt werden kann. Für Privatkunden können mehrere Module kombiniert werden – zum Beispiel zu einem großzügigen Gartenhaus. Bisher konnte das Start-up ein LibertyDotHome in der Größe von ungefähr 50 Quadratmeter an einen Privatkunden verkaufen.

Ein Appartement direkt beim Großevent

Derzeit werden die kleinen Hütten von LibertyDotHome hauptsächlich auf Events ausgestellt. Drei typische Holzcontainerhäuschen hat das Jungunternehmen dafür bisher herstellen lassen. Besucher mehrtägiger Großevents haben so die Möglichkeit, direkt vor Ort ein Appartement zu mieten. Auf dem MotoGP am Red-Bull-Ring in Spielberg konnte ein LibertyDotHome beispielsweise für bis zu vier Personen und vier Tage lang um 1.600 Euro gemietet werden. Die kleine Häuser standen heuer auch bereits auf dem Rathausplatz oder auf Skipisten. Nächstes Jahr soll die Vermiet-"Flotte" von LibertyDotHome laut Hörmanseder auf 15 Häuschen wachsen.

Im Inneren des Häuschens.

Temporäre Obdachlosigkeit überbrücken

Das Start-up hat bereits einige Preise gewonnen und gelangte über das Förderprogramm "Amaphiko" für "Social Entrepreneurs" unter die Fittiche von Red Bull. Mit den beiden Geschäftszweigen wollen die zwei Unternehmer nämlich Sozialprojekte mitfinanzieren. Für jedes siebte verkaufte Häuschen, so der Plan, soll eines kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Bei 15.000 Obdachlosen in Österreich mag das wie ein Tropfen auf dem heißen Stein klingen. Tatsächlich geht es aber um ganz konkrete Projekte, die beispielsweise eine soziale Zwischennutzung leerstehender Grundstücke ermöglichen.

"Es geht darum, temporär ein Umfeld zu bieten, in dem sich von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen wieder fangen können", erklärt Hörmanseder. Ein erstes Projekt in Wien ziele beispielsweise auf alleinstehende Mütter ab – noch dürfe der Gründer aber keine Details verraten. Auch die drei Häuser, die heuer von Event zu Event getourt sind, werden im Winter sozialen Projekten zur Verfügung gestellt. (Sara Grasel, Tech&Nature, 4.12.2019)