Der Film "Schwiegermonster" mit Jane Fonda (Bild) und Jennifer Lopez ist auch schon 14 Jahre alt – selbst in Hollywood lässt man das Bild der Schwiegermutter als Horrorfamilienmitglied offenbar sterben.

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Es ist manchmal eine schwierige Sache mit sexistischen Sagern und Sprüchen. Sie sind nämlich überall und werden – zumindest in sehr vielen Fällen – ganz bewusst platziert. Weil man zeigen will, dass man sich nix scheißt, ein wilder Kampl ist, nach ein bisschen Aufmerksamkeit giert– oder was auch immer. Ist eigentlich auch egal, sind doch die Sprüche meist so ranzig, dass eine – wirklich nur eine – hochgezogene Augenbraue manchmal als äußerste Reaktion schon reichen muss. Zumindest werden es bald an den Weihnachtsfeiertagen im Familienverband viele so halten, wenn sie mal wieder mit unterschiedlichen Generationen und politischen Meinungen an einem Tisch sitzen.

Doch in einem Newsletter eines Theaters kann man olle Schwiegermutter-Schmähs einfach nicht ignorieren. Das Burgtheater wirbt in einem solchen für "Theaterzeit" und schreibt: "Ob Sie nun einfach die Schwiegermutter für ein paar Stunden loswerden wollen oder gern Zeit mit ihr verbringen wollen – Theaterzeit ist immer ein gutes Geschenk".

Bei uns daheim im Patriarchat

Nun, man müsste einem eben auf der Erde gelandeten Alien ausführlich erklären, warum es wohl keiner als Schmäh verstehen würde, wenn dort stünde, dass man den "Onkel für ein paar Stunden loswerden" wolle oder "die Schwester". Man müsste darüber ausholen, dass hier bei uns im Patriarchat die Leute alle verheiratet sind und die Mama des oder der Angetrauten als nörgelnde Kontrolletti gilt, die vor allem mit ihrer angeheirateten Schwiegertocher immer ein schwieriges Verhältnis hat – weil man im Patriarchat annimmt, dass Frauen ständig um Männer konkurrieren. Mama will schließlich das Beste für ihren Bubi, die Gattin auch – und da streiten sie sich halt (Katzenfauchgeräusch an dieser Stelle).

Auf diesen sexistischen Assoziationen basieren Schwiegermütter-Schmähs. Gäbe es diese Assoziationen nicht, würden sich alle wundern: Häh? Wieso jetzt Schwiegermutti loswerden? Es ist schon deprimierend, dass wahrscheinlich noch immer rund 98 Prozent der Bevölkerung in der Sekunde eins wissen, worauf man mit "witzigen" Schwiegermutter-Sprüchen anspielt, obwohl diese – und das muss man auch sehen – sicher weniger geworden sind.

Muss das denn sein?

Die Frage ist also: Muss man sexistische Kulturtechniken wie diese unbedingt am Leben erhalten? Den frauenfeindlichen Boden immer wieder neu bestellen? "War ja lustig gemeint" gilt nicht. Das findet auch der Blog "Neues Wiener Theater", wo man sich auf Instagram über das frauenfeindliche Stereotyp wundert.

Ebenso Christian Berger, Sprecher des Frauenvolksbegehrens und offenbar Burgtheater-Fan, zumindest bisher. Er spricht aus, wo ansonsten gern herumgedeutelt wird: "Schmähs" wie diese würden zeigen, dass man es mit Frauenfeindlichkeit eher locker sieht.

Grund genug, es im Gegenzug mit Frauenfeindlichkeit unlocker zu nehmen. Die brockt uns schon genug im Großen ein, dann brauchen wir sie nicht auch noch als "launige" Bemerkung im Newsletter. (Beate Hausbichler, 4.12.2019)