Die Polizei wird heuer doch keine Gesichtserkennungssoftware verwenden.

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Ab Dezember wollte die österreichische Polizei Verdächtige anhand von Gesichtserkennungssoftware identifizieren. Das Bundeskriminalamt bestätigt, dass der Start nun verschoben wird, da die technische Implementierung noch nicht abgeschlossen wurde. Das berichtete die "Futurezone" als Erstes. Ein konkretes Datum gibt es nicht, jedoch werde man zunächst nur beim Bundeskriminalamt abgleichen, eine Anbindung der Landeskriminalämter ist mit Ende 2020 zu erwarten.

Abgleiche

Geplant ist, dass in Zukunft Aufnahmen von Überwachungskameras genutzt werden. Diese sollen mit einer polizeieigenen Referenzdatenbank abgeglichen werden. Hierfür kommt Software des Dresdner Unternehmens Cognitec Systems zum Einsatz, wie durch Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage bekannt wurde.

Die Firma beliefert Behörden und Unternehmen auf internationaler Ebene. Neben eigenen Büros in Europa, den USA und Australien werden weitere Kunden über mehr als 50 Partner auf allen Kontinenten bedient. Zu den Nutzungszwecken gehören etwa Grenzkontrollen, aber auch die Strafverfolgung. Damit schließt sich Österreich einem internationalen Trend an: Immer mehr Behörden greifen zu der Methode, einerseits um die Überwachung zu verschärfen, andererseits um Ermittlungen zu erleichtern.

Automatisiert, aber nicht in Echtzeit

Im Grunde genommen wird die österreichische Polizei Fotos aus eigenen Referenzdatenbanken mit Aufnahmen von Überwachungskameras automatisiert abgleichen. Meldet die Software einen Treffer, soll dieser von einem Menschen nachgeprüft werden. Ein Abgleich in Echtzeit ist nicht vorgesehen.

Vor allem in den USA wird die Verwendung von Gesichtserkennungssoftware durch Strafverfolgungsbehörden heftig kritisiert. Dort reicht in manchen Bundesstaaten eine – womöglich fehlerhafte – Erkennung für eine Festnahme. San Francisco hat im Mai den Ankauf, Besitz sowie die Verwendung von Gesichtserkennungsoftware durch Behörden verboten. Aus Sicht des Stadtrats bestehe die Gefahr von Rassismus. Zudem handle es sich um einen Eingriff in die Bürgerrechte. Befürworter halten dem entgegen, Gesichtserkennung helfe der Polizei im Kampf gegen Kriminalität und bringe mehr Sicherheit. (red, 3.12.2019)