Bei der S-Bahn in Wien legten die Fahrgastzahlen in den letzten acht Jahren um ein Drittel zu, sagte ÖBB-Chef Andreas Matthä.

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Wien – Es gibt ehrgeizige Pläne. Aber finanziert ist noch nichts. Die S-Bahn in und um Wien soll jedenfalls attraktiver werden: Am Dienstag präsentierten Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und ÖBB-Chef Andreas Matthä ein Infrastrukturpaket, das unter anderem den viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Meidling und Mödling vorsieht. Damit verbunden wäre auch der Bau von zwei neuen Stationen: Tullnertalgasse am Rosenhügel und Europaring in Brunn am Gebirge in Niederösterreich.

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Der Planungshorizont ist freilich ein langer. Dennoch wurde die Finanzierung nicht zwischen Bund sowie Wien und Niederösterreich ausverhandelt. Das obliegt einer kommenden, womöglich türkis-grünen Bundesregierung. Ludwig verweist aber auf langjährige Erfahrungswerte, wonach der Schlüssel bei solchen Projekten so ausgesehen hat: 80 Prozent Bund, 20 Prozent die betroffenen Bundesländer.

Aber auch bei erfolgreichen Verhandlungen ist das 1,2 Milliarden Euro teure Projekt in weiter Ferne. Bei dem viergleisigen Ausbau ist etwa ein UVP-Verfahren nötig. Matthä rechnet damit, dass das Vorhaben nicht vor "Anfang der 2030er" fertig sei. Andere Experten rechnen mit rund 20 Jahren.

900 statt 700 Züge auf S-Bahnen pro Tag

Weitere Maßnahmen sollen viel früher wirksam werden: So ist auch geplant, die S-Bahn-Stammstrecke zwischen Floridsdorf und Meidling zu modernisieren und Bahnsteige zu verlängern. Statt rund 700 Züge pro Tag sollen dann bis zu 900 Züge unterwegs sein. Laut Matthä könnte das zwischen 2026 und 2028 realisiert sein. Zudem sollen zwölf Bahnhöfe modernisiert werden.

Zwischen Hütteldorf und Penzing ist ein zweigleisiger Ausbau samt neuer Haltestelle Baumgarten geplant. Auch eine Machbarkeitsstudie wird in Auftrag gegeben, die einen möglichen S45-Ausbau entlang der Donau zwischen Handelskai und Praterkai betrifft. Bei dem gesamten Infrastrukturpaket geht es um rund zwei Milliarden Euro.

In Niederösterreich werden die präsentierten Pläne begrüßt. Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) bleibt aber bei seiner Forderung nach einem S-Bahn-Tunnel durch Wien. Hier geht es um eine Verbindung zwischen Franz-Josef-Bahnhof zur Flughafen-S-Bahn. Wien und ÖBB erteilten dem aber eine deutliche Absage.

Nacht-S-Bahn bereits fixiert

Bereits fixiert wurde, dass die S-Bahnen in Wien ab 15. Dezember an Wochenenden auch in der Nacht unterwegs sein werden. Zudem werden S-Bahn-Takte verdichtet (siehe Grafik).

Konkret wird die S-Bahn auf der Stammstrecke von Floridsdorf bis hinaus nach Mödling in Niederösterreich einen 30-Minuten-Intervall in der Nacht aufweisen. Ebenso gilt der Ausbau dieses Nacht-Angebots für die Vorortelinie (S45) zwischen Hütteldorf, Heiligenstadt und Handelskai. Auf beiden S-Bahn-Strecken werden die Züge dann in der Nacht von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag sowie vor Feiertagen durchgehend unterwegs sein.

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Der dafür notwendige neue Verkehrsdienstevertrag (VDV) zwischen den Ländern der Ostregion – also Wien, Niederösterreich und dem Burgenland – und dem Bund wird aber erst kommende Woche unterzeichnet.

Es zeichnet sich ab, dass wegen der Aufhebung der Direktvergabe an die ÖBB-Personenverkehr durch das Bundesverwaltungsgericht eine Notvergabe vorgenommen wird. Die neue Ankündigung der Direktvergabe soll in der Nacht auf Mittwoch erfolgen. Der VDV ab Dezember 2020 dürfte dann nur neun Jahre laufen. (David Krutzler, 3.12.2019)