Die SPÖ hatte eine zweijährige Phase des Nachdenkens ausgerufen, um Ruhe in die Debatte um die Umgestaltung des Wiener Heumarkts samt 68-Meter-Turm zu bekommen. Absurderweise laufen im Hintergrund aber die Vorarbeiten für das Projekt weiter. Die Unesco droht bekanntlich damit, dass Wien den Status des Weltkulturerbes verlieren könnte, sollte das Hochhausprojekt umgesetzt werden. Am Montag wurde im Bauausschuss des Gemeinderats dennoch der Bauplatzschaffung zugestimmt. Ein Formalakt, der aber zeigt, dass alles andere als die offiziell ausgegebene Pause eingehalten wird.

Die Umgestaltung des Heumarkts in der Wiener Unesco-Welterbezone sieht unter anderem den Bau eines 68 Meter hohen Hochhauses vor.
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Der von SPÖ und Grünen 2017 gefasste Gemeinderatsbeschluss für das Projekt der Firma Wertinvest ist auch nach wie vor gültig. Es wurden keinerlei Maßnahmen ergriffen, von dem Projekt Abstand zu nehmen. Die Opposition, in diesem Fall die Wiener ÖVP, die bereits einen Sondergemeinderat einberufen will, wird im Wahljahr alles daransetzen, die Finger in diese Wunde der rot-grünen Koalition zu legen und den in ihren Augen leichtfertigen Umgang mit dem Weltkulturerbestatus zu kritisieren.

Unbequeme Tatsachen könnten auch durch die U-Kommission zu parteinahen Vereinen ans Tageslicht treten. Hier ist es die Wiener FPÖ, die "Freunderlwirtschaft" wittert. Konflikte kleinhalten – die SPÖ, die ob der jüngsten Wahlergebnisse ohnehin in der Krise steckt, wird damit im Wiener Wahljahr 2020 ausreichend beschäftigt sein. (Rosa Winkler-Hermaden, 3.12.2019)