Satellitenaufnahmen verschaffen Klarheit bei der Beobachtung und Dokumentation des Klimawandels – wie diese Aufnahme des Hochwassers in Venedig zeigt.

Foto: APA / AFP / CNES 2019 / HO

Graz – Vor mehr als 40 Jahren, 1977, wurde der erste Wettersatellit ins All geschossen. Inzwischen sorgt die bereits dritte Generation von Meteo-Satelliten für verlässliche Wetterprognosen. Insgesamt sind 150 Satelliten für die Erdbeobachtung im Einsatz. Eine objektive Dokumentation des Klimawandels wäre ohne Erdbeobachtung aus dem All kaum möglich.

"Die Erdbeobachtung durch Satelliten hat das Kapitel des Zweifels beendet", stellt Klimaforscher Gottfried Kirchengast fest. Der Leiter des Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Karl-Franzens-Universität Graz, war einer der Referenten bei der Präsentation eines international ausgezeichneten Buches über satellitenbasierte Erdbeobachtung Satellite-Based Earth Observation – Trend and Challenges for Economy und Society (Springer-Verlag) jüngst an der Grazer Uni.

Alle Aspekte der Erdbeobachtung

Das Buch dokumentiert ein Symposium zu dem Thema, das 2017 stattfand. Es befasste sich mit so ziemlich allen Aspekten der Erdbeobachtung durch Satelliten. Mit dem Preis wird auch die Arbeit des Kompetenzzentrums für Weltraumrecht und Weltraumpolitik an der Universität Graz gewürdigt.

Leiter dieses Zentrums ist Christian Brünner, emeritierter Universitätsprofessor für Öffentliches Recht und ehemaliger Rektor der Uni Graz. Seinen Angaben zufolge fließt ein Drittel des Budgets der europäischen Weltraumagentur ESA in die Erdbeobachtung.

Brünner wies bei der Buchvorstellung auch auf einen ganz aktuellen Aspekt der Erdbeobachtung hin: Satellitenaufnahmen sollen weitere Fakten zu den jüngst bekannt gewordenen chinesischen "Umerziehungslagern" für ethnische Minderheiten, vor allem die muslimischen Uiguren, liefern.

Rechtliche Fragen

Aber die Erdbeobachtung durch Satelliten kann nicht nur zur Aufdeckung von Menschenrechtsverletzungen beitragen, sie birgt selbst solche Gefahren: wenn sie durch immer größere Genauigkeit in Konflikt mit den Persönlichkeits- und Freiheitsrechten gerät. Dies streicht die Juristin Anita Rinner heraus, Mitarbeiterin am Kompetenzzentrum.

Auch im Kontext des Klimawandels drängen rechtliche Fragen auf eine Lösung: Wer kommt für die Folgen menschengemachter Klimaextreme auf – einzelne Unternehmen wegen ihrer Emission von Treibhausgasen oder der Staat, weil er seine Sorgfaltspflicht vernachlässigt? Woher stammen die Treibhausgase und wie viel Prozent des CO2-Ausstoßes sind menschengemacht. Mithilfe dieser Erdbeobachtung seien alle Aspekte der globalen Energiegleichung berücksichtigt.

Ermittlung von Dürreschäden

Bei der Ermittlung von Dürreschäden zeigt sich denn auch ein weiterer Nutzen der Satellitenbeobachtung, wie Nikolaus Neugebauer, zuständig für Fernerkundung bei der Österreichischen Hagelversicherung, bei der Präsentation erläuterte.

Bei der Schadensermittlung vor Ort ruft der Sachverständige via Tablet Satellitendaten ab: Wie sah das Feld vor zwei Monaten aus, wie sieht es jetzt aus? Mittels Algorithmen werden die Satellitenaufnahmen mit den vom Sachverständigen erhobenen Daten kombiniert, woraus sich eine objektive Basis für die Ermittlung der Entschädigungshöhe ergibt. (jk, 8.12.2019)