"Generation Billigflieger": Für viele Kinder sind Städtetrips mit dem Flugzeug erlebte Normalität. Eine Fahrt im Schlafwagen gilt dagegen schon als Abenteuer.

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Wien taucht mit schöner Regelmäßigkeit ganz oben auf in den Rankings kinderfreundlicher Reiseziele. Maßgeblich dafür sind effiziente Öffis, viele Grünflächen und eine Unzahl an Museen, die sich Gedanken machen über Programme für Kinder.

Der Wiener Autorin Bernadette Németh dürfte es demnach nicht schwergefallen sein, "111 Orte für Kinder in Wien, die man gesehen haben muss", zu finden. Überdies verrät sie in diesem Reiseführer, wie man die ruhigste Gasse durch eine Schnitzeljagd mit Leben erfüllt oder wie sich Nachwuchs sonst noch motivieren lässt, eine Stadt zu erkunden. Doch Németh zieht es auch immer wieder raus aus Wien, um Neues zu entdecken. Also haben wir die erfahrene Reisende gefragt, worauf es ankommt beim entspannten Herumtingeln mit Kleinkindern. Das sind ihre Empfehlungen:

1. Nahen Zielen den Vorzug geben: Angesagte oder exotische Ziele sind kein Garant dafür, dass eine Reise auch Kleinkindern Freude bereitet. "Man sollte sich besser in der Umgebung umschauen, als immer gleich in den Flieger zu steigen", meint Németh. Als ideales Reiseziel in der Nähe fällt ihr etwa Bratislava ein: "Alleine die Anreise mit dem Schnellboot ist ein Abenteuer für die Kinder." Zudem seien viele Plätze in der slowakischen Hauptstadt auf den Besuch mit Kindern ausgelegt. An bekannten Sehenswürdigkeiten wie der Burg gibt es zum Beispiel einen Spielplatz, und der zum Zoo gehörende Dinosaurier-Skulpturenpark ist für die meisten Kinder ein aufregender Ort.

Dinos in Bratislava
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Viele positive Überraschungen können Familien auch im ungarischen Sopron machen, fand Németh heraus: "Den Weg zum Károly-Aussichtsturm am Stadtrand erleben die Kinder als sehr kurzweilig, weil sie eine Rätselrallye hinführt", sagt sie. Auch der Besuch der Soproner Schokoladenwerkstatt Harrer ist lohnend: Hier darf man in der Produktion ein wenig "mitnaschen" und erfährt vieles über die Rohstoffe.

2. Für Städtereisen den Zug nehmen: Billigflüge mit Abflugzeiten in der Nacht oder mit langen Wartezeiten beim Umsteigen sind denkbar ungeeignet für Familien mit kleinen Kindern. "Und ab einem Alter von drei Jahren wird den meisten sowieso langweilig auf Flügen", sagt Németh aus Erfahrung mit dem eigenen Kind. Wer einen Städtetrip plant, könne dagegen bei gut ausgebauten Zugstrecken wie durch Deutschland oft auf Kleinkinderabteile zurückgreifen. "Hier bleibt Platz zum Spielen und die Kinder können jederzeit aufstehen", meint sie.

Hamburg
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Als ideales Ziel für den Familien-Städtetrip nennt Németh Hamburg: "Die Stadt bietet günstige Familientickets für die Öffis und sehr engagierte Kinderprogramme in den Museen." Hinzu kommt die Möglichkeit, mit dem Nachtzug zu reisen. Die Fahrt im Liege- oder Schlafwagen sehen die meistens an Flüge gewöhnten Kinder als Erlebnis – und im Fall von Hamburg sind die Abfahrts- und Ankunfstzeiten ideal. Nicht nur für Hamburg, sondern grundsätzlich bei Städtetrips gelte laut Németh: "Die meisten Tickets für Museen oder andere Aktivitäten können vorab per Internet organisiert werden. Wer das tut, spart viel Zeit und Nerven vor Ort."

3. Überlaufene Ziele meiden: Ist es dort, wo schon viele Familien sind, wirklich immer entspannter mit Kindern? Massentourismus wie an der Oberen Adria bedeutet für viele sogar zusätzlichen Stress. "Sardinien dagegen hat zwar den Ruf, teuer zu sein, aber die Kosten an der Costa Rei im Südosten sind moderat. Es ist ein perfekter Ort für den Familienurlaub und obendrein gut erreichbar mit Auto und Fähre", sagt Németh. Die flachen Sandstrände seien ideal für Kleinkinder, zudem verfüge die Küste über Unterkünfte für alle Budgets.

Die Costa Rei in Sardinien
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Németh meint überdies, dass die Erkundung kultureller Highlights hier nicht nur zumutbar sei, sondern sogar spannend: "Von den prähistorischen Nuraghen auf Sardinien sind auch Kinder begeistert, weil sie die Fantasie anregen. Viele sehen in den Felsbauten Tiere oder Fabelwesen." (saum, 8.12.2019)