Ein Wohnbau der WBV-GFW in der Seestadt Aspern.

Foto: Putschögl

Die gemeinnützige Wohnbauvereinigung WBV-GFW, früher WBV-GÖD, wird von der ebenfalls gemeinnützigen BWSG zu 100 Prozent übernommen. Das teilte die BWSG am Mittwoch per Aussendung mit. Damit wandert die frühere Tochter der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) mit 455 Millionen Euro Bilanzsumme und 3.000 Wohnungen an die BWSG.

Die Übernahme erfolge unter der aufschiebenden Bedingung der Zustimmung durch die zuständige Aufsichtsbehörde (MA 50), mit der im kommenden Jahr zu rechnen sei, sagten die Vorstandsdirektoren der BWSG, Jürgen Dumpelnik und Mathias Moser, zur APA. Mit dem Erwerb, für dessen Genehmigung rechtlich bis zu sechs Monate Zeit sei, bleibe die WBV-GFW im gemeinnützigen Sektor, man wolle Synergien und Skaleneffekte nutzen.

Bestand steigt auf 26.000 Wohneinheiten

"Damit ist der Erhalt der Gemeinnützigkeit für die rund 3.000 Wohnungen gesichert und die BWSG verwaltet künftig mehr als 26.000 Wohneinheiten", heißt es in der Aussendung. Außerdem erweitere die BWSG, die 1911 von Funktionären der damaligen Eisenbahner-Gewerkschaft gegründet worden war, damit ihr Angebot um Doppel- und Reihenhäuser. Derzeit, ohne WBV-GFW, zählt die BWS-Gruppe rund 23.000 Wohnungen, 1,5 Mrd. Euro Bilanzsumme und gut 330 Mitarbeiter.

Die WBV-GÖD war in den letzten Jahren in den Schlagzeilen, weil der umstrittene Investor Michael Tojner letztlich vergeblich um eine Übernahme gepokert hatte. Der Tojner-Vertraute Christian Hosp hatte die WBV-GFW 2015 erworben und bemühte sich länger um einen Weiterverkauf, doch dem Deal wurde im September 2018 von der Wiener Landesregierung die Zustimmung versagt. Hosp legte daraufhin Rechtsmittel ein, doch das Landesverwaltungsgericht Wien lehnte die Beschwerde Hosps heuer im Frühsommer ab.

Im Oktober wurde bekannt, dass die Wiener Landesregierung im Streit um die Eigentumsrechte an dem gemeinnützigen Bauträger erstmals einen Regierungskommissär bestellt hat.

Von Carso an BWSG

Die BWSG kauft die WBV-GFW vom jetzigen Eigentümer, der Carso GmbH von Christoph Schäffer, der dort auch Geschäftsführer ist. Der Kaufpreis beträgt laut BWSG-Vorstand Dumpelnik 3,3 Millionen Euro; dieser wird im Fall der Übernahme einer gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft vom Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz vorgeschrieben, er beläuft sich auf das Stammkapital minus Verbindlichkeiten. Die WBV-GFW werde – falls die Genehmigungen zur Übernahme erteilt werden – als eigenständiges Unternehmen innerhalb der BWS-Gruppe bestehen bleiben, sagt Dumpelnik zum STANDARD.

Die Carso war erst im Vorjahr von Schäffer gegründet worden. Schäffer, seit März 2018 WBV-GFW-Geschäftsführer, sei selbst an die BWSG herangetreten, berichten die Vorstände, davor habe es zu ihm keine Geschäftsbeziehungen gegeben.

Die frühere WBV-GÖD war 2003 von der ÖVP-nahen GÖD an ein Konsortium um die Unternehmer Michael Baumgartner und Stefan Gregorich verkauft worden. Gregorich war dann ab dem Jahr 2004 Aufsichtsratsvorsitzender der WBV-GFW.

BWSG: Troubles mit Liegenschaftsdeals

Auch um die BWSG gab es zuletzt negative Schlagzeilen: Im Februar kam es zu fristlosen Entlassungen zweier Manager, weil sich die Gesellschaft beim Verkauf zweier Liegenschaften um mindestens 2,5 Millionen Euro geschädigt sah. Im Juli kam es in dieser Causa zu Hausdurchsuchungen, die Sache ist gerichtsanhängig. (mapu/APA, 4.12.2019)