"Heile mich" heißen sowohl das Stück als auch die ihm zugrunde liegende Devise.

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Hysterisch sind sie. Hektisch sind sie. Angespannt und explosiv. Die drei Frauen schreien aneinander vorbei, sie versuchen sich in Kommunikation, aber keine hört zu. Das Aktionstheater Ensemble von Martin Gruber kreist in seiner Uraufführung "Heile mich" die narzisstische Gesellschaft ein, in der es kein Miteinander gibt: Jeder ist sich selbst der nächste. Grubers drei Protagonistinnen bewegen sich wie irre um sich selbst. Ein Draußen? Gibt es nicht mehr. Mit enervierender Energie arbeiten sie sich an immer absurderen Dialogen ab.

Gruber und sein Dornbirner Aktionstheater Ensemble sind ein Urgestein der Österreichischen Off-Szene. Mehrfach preisgekrönt, haben sie sich in Vorarlberg und Wien ein Stammpublikum erspielt. Sie gelten als "schnelle politische Eingreiftruppe", weil Gruber in den improvisatorisch erarbeiteten Stücken aktuelle politische Strömungen und Debatten aufgreift.

Trauer um Kater Ferdi

In Heile mich, das am Dienstag im Spielboden Dornbirn Premiere feierte, entlarvt Gruber die Verdrängungsmechanismen einer Gesellschaft, die auf Erlösung hofft, egal auf welche. Susanne knackt Glückskekse und trauert um Kater Ferdi, Isabella sammelt Wohnungsschlüssel anderer Menschen wie Trophäen, Kirstin probiert sich an Therapieformen aus. Drei Frauen (stark: Susanne Brandt, Isabella Jaschke, Kirstin Schwab), im endlosen Kommunikationstrip gefangen.

Die Männer haben nichts zu sagen. Sie geben Soundtrack und Rhythmus vor. Die Wiener Band Dun Field Three untermalt den Abend mit düsteren Klängen: "The future is already gone". Gruber peitscht seine Protagonistinnen immer weiter. Bis der Wahnsinn bricht: Kirstin zieht sich aus, weil sie ist, was sie ist. Die intime Nacktheit bedeutet Nähe, ein Sich-Wiederfinden. Von Traurigkeit durchtränkt. (Julia Nehmiz, 4.12.2019)