Internetkriminelle bedienen sich oft altbekannter Maschen, und dennoch fallen immer noch viele Menschen darauf herein.

Foto: APA/dpa/Oliver Berg

Opfer von Internet- und Telefonbetrug werden doch nur ältere Leute. Wer mit dem Netz aufgewachsen ist, fällt auf sowas nicht herein! Solche Gedanken kommen schnell, wenn man wieder einmal davon liest, dass jemand Opfer von Onlinebetrug geworden ist. Doch das trügt. Auch jüngere Nutzer fallen immer wieder auf altbekannte Maschen herein.

Internetbetrug nimmt zu

Die internetbasierte Kriminalität ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. 2018 gab es mit 19.627 Delikten 16,8 Prozent mehr Straftaten als im Jahr davor, wie aus dem letzten Cybercrime-Report des Bundeskriminalamts hervorgeht. 2012 waren es 8.866 internetbasierte Straftaten, die angezeigt wurden. In diese Zahl fallen nicht nur Internetbetrug, sondern sämtliche Delikte, die dem Bereich Cybercrime zuzurechnen sind. Internetbetrug hat jedoch einen besonders großen Anteil daran. Gab es 2017 insgesamt 11.761 angezeigte Straftaten, waren es 2018 schon 13.328.

Folgende Methoden sind besonders dreiste Maschen der Internetbetrüger und eigentlich seit Jahren gängig. Dennoch fallen nach wie vor Nutzer darauf herein.

Fake-Tech-Support In jüngster Zeit haben sich wieder die Warnungen vor Fake-Support-Anrufen gemehrt. Nutzer werden von angeblichen Support-Mitarbeitern namhafter Unternehmen kontaktiert, die auf ein vorhandenes PC-Problem hinweisen. Oftmals wird vor einer angeblichen Infektion mit einem Computervirus oder einem Hackerangriff gewarnt. Die Nutzer sollen dazu gebracht werden, den vermeintlichen IT-Experten Fernzugriff auf ihre Computer und Zugang zu Konten zu geben. Immer wieder geben sich Betrüger beispielsweise als Microsoft-Mitarbeiter aus. Erst vor kurzem wurde der Fall eines 25-jährigen Kärntners bekannt, der Opfer dieser Masche wurde. Die Betrüger konnten mehrere tausend Euro von seinem Konto abbuchen.

Love-Scam Weitverbreitet ist noch immer die Masche mit falschen Liebesversprechen. Die Opfer werden meist über soziale Netzwerke oder Online-Dating-Portale kontaktiert. Im Verlauf mehrerer Nachrichten über einen längeren Zeitraum hinweg bahnen die Betrüger eine Beziehung mit ihren Opfern an. Aus der Ferne – denn die vermeintlichen Partner geben oft vor, im Ausland zu leben. Es soll irgendwann zu einem Treffen kommen, doch dazu fehlt der Person das Geld. Also bittet er oder sie das Opfer um eine Überweisung, um ein Zug- oder Flugticket kaufen zu können. Mitunter wird auch um Geld zur Unterstützung kranker Kinder oder wegen anderer Notsituationen gebeten. 2017 fiel eine 52-jährige Salzburgerin gleich auf zwei Betrüger herein und überwies mehr als 16.000 Euro per Western Union nach Italien, Nigeria und in die USA.

Neffentrick Alt, aber (aus Sicht der Betrüger) noch immer "gut" ist auch der Enkel- oder Neffentrick. Hier trifft es tatsächlich oft ältere Menschen, da diese die bevorzugte Zielgruppe der Betrüger sind. Sie werden von einem vermeintlichen Verwandten angerufen oder angeschrieben, der vorspielt, sich in einer Notsituation zu befinden. Die Betrüger schildern dabei meist sehr lebensnahe Situationen, die sie glaubwürdig erscheinen lassen, und bitten ihre Opfer um Geld. Dieses sollen die Opfer dann einem angeblichen Freund übergeben. Anfang 2017 war der Kopf einer Bande ausgeforscht worden, die über viele Jahre hinweg einen Schaden in Höhe von über einer Milliarde Euro verursacht haben soll.

Ping-Anrufe Derzeit häufigen sich auch wieder die Fälle sogenannter Ping-Anrufe. Es handelt sich um Anrufe, bei denen es nur einmal klingelt. Die Angerufenen sollen so dazu gebracht werden, zurückzurufen. Dann schnappt die Falle zu, denn dahinter stehen ausländische Rufnummern oder Rufnummern von Satellitentelefonen, welche die Telefonrechnung in die Höhe schnellen lassen. Erst recht teuer wird es, wenn man in einer Warteschleife landet. Aktuell warnt der Telekomregulator RTR vor Anrufen aus Mauretanien und Tunesien mit den Vorwahlen +222 und +216.

Wie sich Nutzer schützen können

Der wichtigste und erfolgreichste Schutz vor Internetbetrug besteht aus Vorsicht und Aufklärung. Tipps erhält man bei Polizei und diversen Schutzorganisationen. An Folgendes sollte man sich unbedingt halten.

- Niemals persönliche Daten bei Telefonaten oder im E-Mail-Verkehr mit unbekannten Personen herausgeben.

- Stellt eine bekannte Person per E-Mail verdächtige Fragen (zum Beispiel Zugang zu Onlinebanking oder Logins), könnte es sich um eine gefälschte Nachricht handeln. Am besten kontaktiert man die Person persönlich und fragt nach.

- Erscheint ein Anrufer verdächtig, sollte das Gespräch sofort abgebrochen werden. Im Zweifelsfalls kann man bei dem Unternehmen oder der Behörde anrufen, als dessen oder deren Mitarbeiter sich der Anrufer ausgegeben hat. Banken oder Behörden fragen nicht nach Logindaten.

- In sozialen Netzwerken sollten man die höchsten Privatsphäre-Einstellungen wählen und öffentlich nicht zu viel von sich preisgeben. Persönliche Informationen können von Kriminellen unter anderem für Phishing-Angriffe genutzt werden.

- Erpresser-Mails sollte man auf keinen Fall beantworten und auf keine Forderungen eingehen. Stattdessen sollte man sich an die Polizei wenden.

- Bei Online-Bestellungen sollte man keine Vorauskasse leisten.

- Vorsicht auch bei Links, die über Messenger wie Whatsapp verschickt werden. Vor allem, wenn es sich um Kettenbriefe handelt.

- Computer, Tablet und Smartphone sollten immer auf dem aktuellen Stand gehalten werden, am PC sollte man Antivirenprogramme einsetzen.

Und ein letzter Tipp: Versierte Nutzer sollten auch Angehörige und Freunde auf aktuelle Betrugsmaschen aufmerksam machen. Die kommenden Weihnachtsfeiertage eignen sich bestens dafür, wenn man Eltern und Co wieder einmal IT-Support geben darf. (Birgit Riegler, 10.12.2019)