Zu Recht für seine Kreativität berühmt, ist das finanztechnische Umfeld des besten Exvizekanzlers aller Zeiten dabei, einen neuen Spitzenberuf zu erschaffen, und wir alle, die nicht so sind, können sagen: Wir sind dabei gewesen.

Es geht dabei um den Beruf des Rechnungsumwandlers, eine den Bedürfnissen von Führernaturen auf den Leib geschneiderte Abart kreativer Buchhaltung ohne Buch, aber mit eindeutiger Haltung. Die Notwendigkeit dieses Berufes ergibt sich aus der Aufgabe, Kosten zur Sicherung der privaten Existenz, die logischerweise nicht aus den bescheidenen öffentlichen Bezügen, sagen wir, eines Ministers zu bestreiten sind, aus Spesen abzudecken, für die sonst wer – eventuell dessen Partei – aufzukommen hat, sprich deren Mitglieder und die parteienfördernden Steuerzahler.

Aufgabe des Rechnungsumwandlers ist es, Belege zu sammeln, nach Partei und privat zu ordnen und einzugreifen, wo auch nur leiseste Zweifel auftauchen können.
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Das aber korrekt! Und hier kommt der Spezialist ins Spiel. Parteiführer, besonders wenn sie auch noch ein Regierungsamt ausüben, haben viel zu tun. Allein schon staatspolitisch brisante Leuchtturmprojekte auf dem so riskanten Gebiet des Zockens und Pokerns erfordern die volle Aufmerksamkeit. Wie soll sich einer dann auch noch um die Abrechnung privater Anschaffungen kümmern und immer sofort entscheiden, was davon dem Interesse der Partei und was der privaten Verdauung geschuldet sei, was auf Spesen geht oder was doch aus dem eigenen Sack zu zahlen ist.

Fingerspitzengefühl

Es kann nicht im Interesse des Staates sein, dass ein solcher Verantwortungsträger seine Zeit und Energie als guter Hausvater für Weib, Kind und Hund auf das Auseinanderdividieren verschiedenster, womöglich gar nicht von ihm selbst getätigter Ausgaben verschwendet.

Es liegt hingegen im Interesse aller Steuerzahler, diese Aufgabe an einen Rechnungsumwandler auszulagern und so Zeit freizuschaufeln, um länger über das Wohl der Bürgerinnen und Bürger nachsinnen zu können.

Aufgabe des Rechnungsumwandlers ist es, Belege zu sammeln, korrekt nach Partei und privat zu ordnen und glättend einzugreifen, wo auch nur leiseste Zweifel auftauchen können. Daraus ergibt sich, dass dieser Beruf viel Fingerspitzengefühl erfordert, nicht nur was das Abrechnungswesen, sondern auch was die politische Situation betrifft, in der abgerechnet wird.

Und natürlich persönliches Vertrauen. Nie sollte man seiner Partei private Ausgaben in bar zurückzahlen, die ihr der Rechnungsumwandler bereits als spesentauglich verrechnet hat. Auch Überkorrektheit kann zu Missverständnissen führen, die einen in seiner Berufsehre gekränkten Umwandler, dazu treibt, um seinen Ruf zu retten, von Geldbündeln in Sporttaschen zu faseln, für die es keine Belege gibt. Alles Umwandeln hört sich auf, wenn man ihm nicht einmal eine ukrainische Schwiegermutter als Beleg liefert kann.

Doch das sind Anfangsschwierigkeiten, die sich legen werden, wenn sich das Berufsbild des Rechnungsumwandlers erst voll etabliert hat. Dann kann man endlich auch an die Veröffentlichung des Historikerberichts der FPÖ denken, die nur deshalb aufgeschoben wird, weil man das Werk nicht ohne das Kapitel einer grandiosen Vizekanzlerschaft abschließen will. (Günter Traxler, 5.12.2019)