Es ist wie bei Klassikeraufführungen im Theater: eine aufregende Geschichte mit einem bekannten Ende. Soll man sich von der Spannung mitreißen lassen oder der Handlung mit nüchterner Distanz folgen?

Diese Frage stellt sich auch beim Impeachment-Drama in Washington: Täglich werden neue Details über die Art und Weise bekannt, wie Präsident Donald Trump seine Macht gegenüber der Ukraine missbraucht hat, um seinen Rivalen Joe Biden anzuschwärzen. Doch der endgültige Beweis für die Erpressung wurde auch nach wochenlangen Anhörungen nicht erbracht. Dafür sorgt das Weiße Haus, indem es die wichtigsten Entscheidungsträger nicht vor dem Kongress aussagen lässt. Überraschungen sind im Verfahren nicht mehr zu erwarten.

Der Start des Impeachment-Verfahrens gegen US-Präsident Donald Trump wurde offiziell angekündigt.
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Genauso vorhersehbar ist die Politik: Die demokratische Mehrheit im Repräsentantenhaus steht geschlossen hinter Speaker Nancy Pelosi, die zur Amtsenthebung entschlossen ist. Ebenso sicher ist es, dass die Republikaner im Senat die Absetzung verhindern werden. Aus Angst oder Überzeugung – die Partei hält eisern zu Trump.

Auch die Umfragen werden vom Impeachment-Drama nicht bewegt: Eine klare Mehrheit lehnt Trump ab, aber er hat immer noch genügend Unterstützung für eine mögliche Wiederwahl. In der verrückten Miniserie namens "Trump" ist Impeachment bloß eine etwas lahme Episode. Spannend wird es erst wieder bei der Wahl im November. (Eric Frey, 5.12.2019)