Mit eigens angefertigten Rollstühlen und starken Helfern kann auch der mühsame Weg nach Machu Picchu gemeistert werden.

Foto: Wheel the World

"Ihr alle werdet einmal eine Behinderung haben", ruft Camilo Navarro den Investoren von der Bühne zu. Wenige Augenblicke zuvor wurde sein Start-up auf der Plug-and-Play-Bühne, dem weltweit wohl bedeutendsten Start-up-Accelerator im Silicon Valley, zur besten Idee des Tages gekürt. Sie sollen endlich erkennen, dass behindertengerechtes Reisen nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung ein Riesengeschäft ist – eines, das lange Zeit niemand umzusetzen vermochte.

NBC News

Die Chilenen Camilo Navarro und Alvaro Silberstein erkannten das Potenzial, als sie eine Reise nach Patagonien planten. Silberstein sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl, wollte sich dadurch aber nicht seine Entdeckerlust nehmen lassen. Die Planung der Reise entpuppte sich aber als so mühsam, dass die beiden darin ein Geschäftsmodell erkannten. Sie wollen Menschen mit ähnlichen Schicksalen das Reisen erleichtern.

Dank einer Crowdfunding-Kampagne konnte ein einrädriger Offroad-Rollstuhl finanziert werden, der Silberstein mithilfe seiner Freunde auch über das unwegsamste Gelände transportieren konnte. Der Rollstuhl wurde mittlerweile mehrfach produziert, und das chilenische Freundespaar bietet seit einigen Monaten unter dem Namen Wheel the World Reisen in viele der schönsten Flecken der Erde an, die Menschen mit Behinderung in den allermeisten Fällen bisher verwehrt blieben. Ob abgelegene Orte wie Machu Picchu in Peru, Kajak- oder Surf-Abenteuer auf Maui aber auch der klassische Städtetrip nach Paris – die Vielfalt der Reise- und Erlebnis-Angebote ist groß, wenngleich vorerst noch eher auf den amerikanischen Kontinent konzentriert. "2020 wollen wir aber vor allem das Angebot für Europa erweitern", bestätigt Silberstein dem STANDARD. Je nach benötigter Hilfe kann das Angebot für alle Reisenden individuell angepasst werden.

Uber für Rollstuhlfahrer

Nicht nur auf großer Ebene, auch beim alltäglichen Transport tut sich für Menschen mit Behinderung einiges. So hat der Fahrdienstanbieter Uber an ausgewählten Orten wie etwa San Francisco – dem Hauptquartier des Silicon-Valley-Riesen – die Zahl der für Rollstühle geeigneten Wagen deutlich ausgebaut, der Preis weicht von jenem eines normalen Ubers nicht ab. Auch gibt es mittlerweile geschulte Fahrer für den fürsorglichen Umgang mit älteren, gebrechlichen Kundinnen und Kunden. Alles kann ganz einfach per Klick in der App ausgewählt werden. Die Mobilität für auf den Rollstuhl angewiesene Personen wird dadurch Stück für Stück verbessert. (Fabian Sommavilla aus San Francisco, 11.12.2019)