Bosnische Türken bei einer Wahlkampfveranstaltung von Präsident Erdoğan in Sarajevo.

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Sarajevo – In Bosnien-Herzegowina ist der türkische Direktor einer internationalen Schule festgenommen worden. Dessen Anwalt und mehrere bosnische Oppositionsparteien beschuldigten am Donnerstag den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, bei den bosnischen Behörden auf die Festnahme gedrungen zu haben.

Fatih Keskin sei am Dienstag festgenommen und in eine Abschiebehaftanstalt nahe Sarajevo gebracht worden, weil er "angeblich eine Bedrohung für die nationale Sicherheit und die öffentliche Ordnung in Bosnien darstellt", sagte sein Anwalt Nedim Ademovic der Nachrichtenagentur AFP.

Acht türkischen Staatsbürgern die Aufenthaltserlaubnis entzogen

Keskin lebt und arbeitet nach Angaben seines Anwalts seit 15 Jahren in Bosnien. Er leitet eine Schule in Bihac im Nordwesten des Landes, die zu den britischen "Richmond Park Schools" zählt. Ademovic zufolge wurde Keskin die Aufenthaltserlaubnis entzogen. Der Anwalt bestreitet, dass sein Klient eine Bedrohung darstellt und beantragte vor Gericht, die Entscheidung rückgängig zu machen. Der Leiter der bosnischen Ausländerbehörde bestätigte gegenüber dem Informationsportal Klix die Festnahme.

Ademovic sprach von "politischer Verfolgung" und machte Erdoğan, der im Juli Sarajevo besucht hatte, für die Festnahme verantwortlich. Ein bosnischer Regierungsvertreter hatte damals erklärt, Erdoğan habe die bosnischen Behörden aufgefordert, mehrere türkische Staatsangehörige auszuliefern. Sie werden demnach von der türkischen Regierung verdächtigt, an dem gescheiterten Putsch in der Türkei 2016 beteiligt gewesen zu sein.

Ademovic zufolge haben die bosnischen Behörden seitdem insgesamt acht türkischen Staatsangehörigen die Aufenthaltserlaubnis entzogen. Bei allen handelt es sich demnach um Lehrer, die verdächtigt werden, Verbindungen zu dem islamischen Prediger Fetullah Gülen zu haben. Die türkische Regierung wirft der Gülen-Bewegung vor, für den Putschversuch 2016 verantwortlich zu sein.

Bosnische Oppositionsparteien, unter anderem die sozialdemokratische Partei SDP, kritisierten die Festnahme Keskins und machten ebenfalls "das Ausland" dafür verantwortlich. (APA, 6.12.2019)