Bild nicht mehr verfügbar.

Eine mögliche Antwort auf Mansplaining im Job: "Danke, dass du gerade versuchst, mir mein Business zu erklären. Soll ich dir danach deines erklären?"

Foto: getty images

Sie ist eine angesehene Kulturhistorikerin und Autorin mehrerer vielbeachteter Bücher. Dennoch gab es immer wieder Situationen, in denen irgendein Typ versuchte, sie über ihr eigenes Fach aufzuklären, anstatt mit ihr ein Gespräch auf Augenhöhe zu führen. So schildert es die US-amerikanische Schriftstellerin Rebecca Solnit in ihrem Essay Wenn Männer mir die Welt erklären. Sie traf damit einen Nerv. Tausende Frauen teilten ähnliche Erfahrungen im Netz. Kurz nachdem der Text im Jahr 2008 erschienen war, etablierte sich der Begriff des "Mansplaining", der sich aus den englischen Worten "man" und "explain" zusammensetzt. Er beschreibt, wie einige Männer das Gespräch an sich reißen und ihr Wissen preisgeben, ob das Gegenüber das nun will oder nicht.

Besserwisserei ist aber nur eine Form der Bevormundung, wissen die Agenturchefin und Psychologin Susanne Grof-Korbel und die Coachin Martina Klouda-Lacina. Sie halten gemeinsam "Speak up, sister!" ab, ein eintägiges Kommunikationstraining für Frauen. Darin wird besprochen, wie sich genderspezifische Redemuster überhaupt entwickelt haben. Dann schildern die Teilnehmerinnen Situationen aus ihrem Arbeitsleben, und die Expertinnen packen ihr Toolkit aus. Ziel sei aber nicht, Frauen die männliche Kommunikation anzutrainieren – sondern ihnen Strategien in die Hand zu geben, um darauf zu reagieren. Eine Auswahl:

· Ideen nicht hergeben

Nicht selten kommt es in Meetings vor, dass jemand eine Idee, die man möglicherweise etwas zu zögerlich vor zehn Minuten vorgebracht hat, nochmals vorträgt – und plötzlich finden sie alle wunderbar. Wichtig sei, dann zu betonen, dass das die eigene Idee war. Etwa zu sagen: "Toll, dass du meinen Vorschlag auch so gut findest. Darf ich ihn jetzt weiter ausführen?"

· Tief ein- und ausatmen

Wer entspannt ist, nimmt Dinge gelassener, auch blöde Kommentare in Meetings. Der gute Rat: Bevor man zu sprechen beginnt, zunächst tief in den Bauchraum ein- und wieder ausatmen. Klingt simpel, aber die Technik verschafft einem die nötige Ruhe, um seinen Standpunkt auszudrücken und mögliche Kommentare zu kontern.

· Klar formulieren

Frauen drücken sich häufig im Konjunktiv und in Fragen aus, beobachten die Expertinnen. Sie bringen das Beispiel einer Gruppe von Architekten, darunter eine Architektin, die sich über ein neues Gebäude unterhalten. Die Architektin fragt: "Ein viertes Stockwerk wäre doch auch gut?", ihre Kollegen ignorieren diesen Einwurf.

Die Empfehlung: Wer Vorschläge klar und direkt formuliert, wird eher gehört. Die Architektin hätte etwa sagen können: "Wir brauchen ein viertes Stockwerk!" Wichtig sei zudem, zur eigenen Position zu stehen und immer wieder darauf zu pochen, anstatt sich gleich mit einem Nein zufriedenzugeben.

· Ignoranten konfrontieren

Ein weiteres Machtinstrument in Meetings ist die pure Ignoranz: Während jemand spricht, starren alle auf ihre Smartphones. Ein wirksames Mittel sei hier die Konfrontation. "Wenn mir jetzt wieder alle zuhören, spreche ich gerne weiter." Wer möchte, könne auch etwas Humor einflechten: "Wenn jetzt schon alle am Handy sind, reden wir doch über das letzte Video von ..." Eine alternative Taktik sei das Spiegeln. Wenn der Ignorant spricht, selbst das Smartphone zücken. So wird ihm vielleicht bewusst, wie respektlos das ist.

· Widerspruch leisten

Konsens ist nicht immer möglich und auch nicht immer wünschenswert. Wer sich damit abfindet, dass nicht immer alle gut finden müssen, was man sagt, lebe zufriedener. Die Trainerinnen ermutigen dazu, unbeirrt Widerspruch zu leisten, bewusst anzuecken und selbstsicher seine Meinung zu sagen.

· Einfach weiterreden

Eine mögliche Reaktion auf Unterbrechungen ist, sich aufrecht hinzusetzen – das lässt einen größer und präsenter erscheinen – und das Gegenüber mit dem Blick zu fixieren. Dann entweder direkt weiterreden oder zuvor konfrontieren: "Sie haben mich unterbrochen. Ich bin noch nicht fertig."

· Keinesfalls bedanken

Und was gilt nun für Mansplaining? Ansprechen sei eine Strategie: "Du brauchst mir das nicht zu erklären, wie du weißt, ist das mein Kerngeschäft." Oder frau kontert wieder mit Humor: "Danke, dass du gerade versuchst, mir mein Business zu erklären. Soll ich dir danach deines erklären?" Die Trainerinnen raten jedenfalls, sich nicht reflexhaft für die ungebetene Erklärung zu bedanken, denn das bestärke den Mansplainer nur. (Lisa Breit, 10.12.2019)