Es hat zehn Jahre gedauert, bis sich Österreich zu einem Rauchverbot in der Gastronomie durchgerungen hat. Die gesundheitlichen Argumente dafür waren früher so stark wie heute, doch aus Rücksicht auf die Wirte und Teile der öffentlichen Meinung wurde gezögert und laviert. Hunderte Menschen sind in dieser Zeit durch Passivrauch gestorben.

Masern sind eine gefährliche Krankheit, und die Impfung ist gut verträglich.
Foto: imago/Arnulf Hettrich

Das gleiche Muster wiederholt sich nun bei der Impfpflicht für Masern. Aus medizinischer Sicht ist es klar: Die Masern sind eine gefährliche Krankheit, und die Impfung ist gut verträglich. Angesichts des Einflusses der Anti-Impf-Bewegung mit ihren falschen Argumenten reicht die bisher praktizierte Freiwilligkeit nicht mehr aus, um eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent zu erzielen. Die ist notwendig, damit die gesamte Bevölkerung geschützt wird – auch Neugeborene, die noch nicht geimpft werden können.

Da die Zahl der Masernfälle weltweit steigt, führen immer mehr Staaten eine Impfpflicht für Kinder und exponierte Berufsgruppen ein, zuletzt etwa Deutschland. Auch in Österreich wächst der politische Druck in diese Richtung, aktuell durch zwei mächtige ÖVP-Landeshauptleute.

Dass die jetzige Gesundheitsministerin einer Entscheidung ausweicht, ist verständlich. Aber die nächste Regierung hat keine Ausrede mehr. Irgendwann wird die Impfpflicht ohnehin kommen. Zehn Jahre damit zu warten, wie beim Rauchverbot, wird wieder Menschenleben kosten. (Eric Frey, 6.12.2019)