Basis einer Statue von Pharao Sethos II., der in den Jahren um 1200 vor unserer Zeitrechnung regierte.
Foto: Universität Leipzig

Leipzig – Wo heute das Kairoer Stadtviertel Al-Matariya liegt, befand sich im Altertum Heliopolis, eine der großen Metropolen des alten Ägypten. Seit Jahren sind dort deutsche und ägyptische Archäologen damit beschäftigt, Hinterlassenschaften aus der Antike freizulegen. Ein besonders spektakulärer Erfolg war etwa die Entdeckung einer riesigen Statue von Pharao Psammetich I. im Jahr 2017.

Heuer hat ein Bauprojekt in Al-Matariya Notgrabungen erzwungen – und auch dabei ist wieder so einiges ans Licht gekommen. Die gefundenen Objekte stammen aus einem mehrere Jahrtausende umspannenden Zeitraum und reichen bis in die früheste Geschichte von Heliopolis zurück, berichtet die für die Grabungen zuständige Universität Leipzig. Gefunden wurden unter anderem Feuerungsanlagen einer Brauerei, ein steingepflasterter Weg, ein Relief mit einer Darstellung von Ramses II. und Fragmente lebensgroßer Skulpturen.

Erste Bilanz der Funde

Der Fund der Brauereianlage deute auf die Nahrungsmittelversorgung für eine "außergewöhnlich große Zahl von Menschen hin", sagte Ägyptologe Dietrich Raue von der Uni Leipzig, der mit Aiman Ashmawy vom Ägyptischen Antikenministerium die Grabungen leitete. Der Fund aus dem 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung weist laut Raue auf einen großstädtischen Kontext hin – lange bevor Heliopolis zum zentralen Kultort des ägyptischen Königtums wurde. In der Anlage sei Getreide für die Gärung in Feuerbecken behandelt worden.

"In den darüber liegenden Schichten des 2. Jahrtausends vor Christus fanden sich, nicht weniger überraschend, Belege für Brunnenbauten des Übergangs von der 20. zur 21. Dynastie, also der Zeit um 1100/1050 vor Christus", sagt Raue. "In den Haldenschichten wurden Fragmente von Rosengranitsäulen, Königssphingen und Keramikformen zur Herstellung von Fayence-Amuletten entdeckt."

Eine zweite Notgrabung erbrachte ebenfalls unverhoffte Erkenntnisse: So konnte ein steingepflasterter Weg aus der 3. Zwischenzeit (frühes 1. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung) aufgedeckt werden. In zwei Gruben aus der griechisch-römischen Zeit kamen zum einen ein hervorragend erhaltenes Relief mit einer Darstellung von Ramses II. vor dem Sonnengott Ra-Harachte und zum anderen eine Sammlung von Fragmenten lebensgroßer Skulpturen zum Vorschein – etwa von Ramses' Enkel Sethos II. (red, 6. 12. 2019)

An den Statuenfund von 2017 reicht zwar so schnell nichts heran – doch derartige Entdeckungen gelingen selbst in Ägypten nicht alle Tage.
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