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Die Organisation erdölexportierende Länder hat am Freitag beschlossen, im 1. Quartal 2020 in Summe weitere 900.000 Fass am Tag aus dem Markt zu nehmen. Im Bild von links: Venezuelas Energieminister und scheidender Opec-Präsident Manuel Quevedo, der Energieminister Saudiarabiens, Abdulaziz bin Salman Al-Saud und Russlands Energieminister Alexander Nowak.

Foto: reuters

Es klingt wie ein Witz, ist aber keiner. Selten zuvor hatte die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) mehr Einfluss, weil neben den 14 Kartellmitgliedern zehn weitere Ölproduzentenländer in dem Opec+ genannten Zweckbündnis an einem Strang ziehen. Der Einfluss besteht de facto aber nur auf dem Papier. Tatsächlich sind es die USA, die bei Erdöl zunehmend den Ton angeben.

Faktum ist, dass die USA der mit Abstand größte Verbraucher von Erdöl sind; sie werden dies wohl noch längere Zeit bleiben. Faktum ist aber auch, dass es US-Firmen geschafft haben, mithilfe der umstrittenen Fracking-Technologie große Schieferöl-Lagerstätten zu erschließen und mehr Öl aus dem Boden zu holen als je zuvor. Bereits nächstes Jahr könnte es so weit sein, dass die USA von der Rolle des Netto-Importeurs in jene des Nettoexporteurs von Rohöl wechseln. Wurden im Vorjahr im Schnitt 11,0 Millionen Fass (je 159 Liter) am Tag aus US-Böden geholt, waren es im bisherigen Jahresverlauf bereits 12,3 Millionen Fass – Tendenz weiter steigend.

900.000 Fass weniger

Zum Vergleich: Russland, der weltweit größte Ölproduzent, füllte zuletzt 10,84 Millionen Barrel am Tag ab, Saudi-Arabien, die weltweite Nummer drei in der Produktion und beim Export Nummer eins, 9,58 Millionen Fass.

Das ist aber nicht das Einzige, was der Opec und den zehn verbündeten Staaten, darunter Russland, die Grenzen ihrer Macht aufzeigt. Zwar kam der von den Ölministern am Freitag in Wien verkündete Beschluss, den Ölhahn stärker zuzudrehen und ab Jänner, befristet bis Juni, in Summe 900.000 Fass weniger Öl zu produzieren, doch etwas überraschend. Ursprünglich war nur von einer zusätzlichen Kürzung der Fördermenge um 500.000 Fass die Rede.

Aramco und die Börse

Saudi-Arabien, das kommenden Mittwoch sein größtes Unternehmen, Aramco, an die Börse bringt, hat sich bereiterklärt, seine Produktion freiwillig um 400.000 Fass zu kappen. Ein höherer Ölpreis, und sei es kurzfristig, kann dem Börsengang nur dienen. Mit einem Auge und einem Ohr war man aber wohl auch in Madrid.

Denn in der spanischen Hauptstadt findet noch bis Ende nächster Woche die Weltklimakonferenz statt. Die Beschlüsse, die dort zur Eindämmung der Erderhitzung getroffen werden, haben mittelfristig mindestens ebenso viel Einfluss auf die Nachfragekurve bei Rohöl, und damit auf die Preise an den Zapfsäulen, wie die Konjunkturentwicklung, diese allerdings noch wesentlich zeitnaher.

Erderhitzung und Konsequenzen

Auch wenn es die Ölproduzenten nicht gerne hören: Eindämmung der Erderhitzung heißt Einsparung von CO2 heißt weniger fossile Brennstoffe – sprich Erdöl. In Kombination mit geringerem Wirtschaftswachstum, das bei einer Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und China wohl noch zusätzlich gebremst würde, wirkt sich beides dämpfend auf die Ölnachfrage aus.

Das sind alles in allem keine guten Aussichten für die Ölproduzenten. Wer hingegen Benzin und Diesel tankt, hat noch eine Schonfrist, zumindest was die Geldbörse betrifft. Die Kaufentscheidung wird bei vielen künftig wohl zugunsten eines Elektroautos fallen.

(ANALYSE: Günther Strobl, 7.12.2019)