Abermillionen Pakete sind quer durch Österreich und rund um die Welt unterwegs. Es werden aber immer mehr und mehr.

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Die erste Schlacht rund um Black Friday und Cyber Monday ist geschlagen. Vielen Konsumenten steht der Weihnachtseinkauf aber noch bevor. Zahlen geben eine Vorahnung, was noch zu erwarten ist: Allein die gelbe Post stellt im Dezember täglich knapp 600.000 Pakete zu. Rechnet man Konkurrenten wie DPD, Amazon, GLS & Co dazu, bewegt sich die Paketmenge auf eine Million zu – pro Tag.

Die Kehrseite ist vor allem in den Städten nicht zu übersehen: Lieferwagen verstopfen die Straßen. Dauergestresste Kurierdienste verärgern Kunden, weil sie nicht warten, ob diese zu Hause sind, umgekehrt werden bei Nachbarn Pakete für ganze Wohnblocks deponiert. Und: Die Papiercontainer in Mietshäusern sind zwei Tage nach Entleerung wieder voll.

Luft und Füllmaterial

So manche Konsumenten stellen sich da zunehmend die Frage: Warum ist in den Paketen neben der Ware so viel Luft und Füllmaterial? Was bei Laptop und Co mit der Schutzfunktion erklärbar ist, kommt vielen bei der Schuhschachtel, die im Zusatzkarton kommt, spanisch vor. Manche Experten schätzen, dass die Lieferpakete im Schnitt nur zu 50 Prozent gefüllt sind. Der Rest: Luft und Füllmaterial. Die Folgen: mehr Lieferverkehr, mehr CO2- und Schadstoffausstoß.

Doch stimmt diese Einschätzung überhaupt? Bei der Post kann man mit Zahlen nicht dienen, Onlinehändler Unito kann "die Luftthese nicht verifizieren". Auch Peter Schieder hält sie für überzogen: "50 Prozent kommen mir ein wenig zu hoch gegriffen vor", sagt der Logistikexperte am Fraunhofer-Institut. Er geht von einem Drittel aus: "Wir sehen einfach auch immer mehr Pakete." Ein Teil der Erklärung für die immer rascher überquellenden Altpapiercontainer: Wurden früher Bücher online gekauft, kommen heute Waschmaschinen und Fernsehapparate dazu.

Steigendes Tempo

Für die Größe der Pakete – egal ob sie von Otto, Zalando oder Amazon kommen – gibt es ein weiteres Argument: Standardisierung, die Voraussetzung für automatisierte Vorgänge ist. Heuer wurden 140 Millionen Pakete versandt, 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Das bedeutet 15 Prozent mehr Lieferwagen, mehr genervte Boten. "Immer schneller, immer mehr, das geht nur mit Standardisierung und Automatisierung", sagt Schieder. Zudem haben die Schachteln eine Schutzfunktion, um – etwa vor schlecht bezahlten Arbeitskräften – zu verbergen, was verpackt ist.

Daneben wollen Amazon, Shöpping und Co ihre Marke am Paket sehen. Anreize für Onlinehändler, keine halbleeren Riesenpakete durch die Welt zu schicken, gibt es aber vordergründig auch nicht. Das Volumen spielt bei Portokosten kaum eine Rolle. Gedanken mache man sich trotzdem, sagt Schieder: "50 Prozent der Zustellkosten entstehen auf der letzten Meile." Die Dienstleister würden versuchen, diese umweltschonender und kostengünstiger zu bewältigen. Der Trend geht zu kollaborativer Citylogistik, aus den genannten Gründen. Aber vor allem um den Boom überhaupt bewältigen zu können.

Klimaschutz wird wichtiger

Es gibt immer mehr Sammelpunkte oder so genannte Mikrohubs – von Ikea, von der Post – wo die Kunden ihre Pakete selbst abholen können. Klimaschutz sei schon lange ein Thema, sagt Schieder. Aber es trete immer stärker in den Vordergrund. Kooperative Hubs versuchen das abzufangen, indem etwa Kurierdienste die Pakete unterschiedlicher Anbietern aufnehmen und weiterleiten.

"Weniger Luft ist schon ein Thema, aber nicht das Wichtigste", fasst Logistikexperte Schieder zusammen. Die Branche arbeite allerdings an ganz neuen Ideen. Dazu gehört ein Plastikgebinde, versehen mit der digitalen Information des Empfängers. Anders als der Wegwerfkarton soll es wiederverwendbar sein. Die Prototypen gibt es schon. Gut möglich, dass in zwei, drei Jahren die online bestellten Schuhe nicht mehr in der zweiten Schachtel kommen, sondern in einer Art Tuppergeschirr. (9.12.2019)