Dem Kollektivschweigen verbunden: Sebastian Kurz und sein türkises Team.

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Viel weiß man nicht, aber laut Hörensagen rumpeln die Regierungsverhandlungen weiter auf verschlungenen Wegen dahin. Die billigen Blätter berichten jeden zweiten Tag, dass die Regierung stehe. Dann ärgern sich die Grünen, dementieren und entgegnen, dass bei ihnen gar nichts steht. Sie verdächtigen die Türkisen, dass diese Erfolgsmeldungen leaken, um das nach einer Regierung lechzende Volk aufzuganseln und die Grünen zum Hudeln beim Verhandeln zu provozieren.

Was aber tut die ÖVP ob dieser Vorwürfe? Sie gibt sich milde "erstaunt", sie gibt sich, ganz wie einst Schüssel, "gelassen", vor allem aber tut sie das, was sie immer schon mit Bravour beherrschte: Sie schweigt. Wenn in Österreich alles wackelt und scheppert, so darf man doch wenigstens mit dem unverbrüchlichen Fortbestand des türkisen Kollektivschweigens als einer Säule des Staatswesens rechnen, auf die man sich verlassen kann.

Wie schaffen das die Türkisen? Wie haben sie das alte Parteimotto "Hände falten, Goschen halten" brillant zur steinharten Message-Control perfektionieren können? Gibt es monatlich Schweigekurse in der Parteiakademie? Ermuntern sich die Parteifreunde konstant wechselseitig zum Schweigen, damit ja nichts nach außen geht ("Halt die Goschn, Blümel!", "Gusch, Sobotka!" etc.)?

Wir wüssten es auch gerne, wissen es aber nicht. Die Einzigen, die es wissen, sind die Türkisen selbst. Die aber schweigen. (Christoph Winder, 9.12.2019)