Radio und TV verfehlte die Sparvorgaben. Nun soll ein Sozialplan die beiden ORF-Bereiche wieder in die Planzahlen zurückholen. Eine Neuheit im ORF.

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Wien – Der ORF hat seinen ersten Sozialplan – um Mitarbeiter zum vorzeitigen Abschied zu bewegen. Das war Montag nach STANDARD-Infos Thema im Finanzausschuss des Stiftungsrats, am Donnerstag soll dieses oberste ORF-Gremium den Sozialplan beschließen. Mit dem Sozialplan sollen, soweit in Erfahrung zu bringen, eine niedrige zweistellige Zahl von Mitarbeitern bei Radio und Fernsehen motiviert werden, sich zu verabschieden.

300 Millionen, 300 Jobs

Bei gut 3000 Vollzeitjobs im ORF selbst und fast 4000 Vollzeitstellen im ORF-Konzern samt Tochterunternehmen klingt das recht überschaubar. Der Sozialplan auch für zwei Handvoll Mitarbeiter ist für ORF-Verhältnisse dennoch eine Abkehr von bisherigen Traditionen.

Für die jüngste GIS-Gebührenerhöhung 2017 hat sich ORF-General Alexander Wrabetz verpflichtet, bis 2021 300 Millionen Euro und 300 Jobs einzusparen. Diese Sparvorgaben waren nun nicht mehr ohne Kündigungen zu halten. Fernsehen und Radio haben die Vorgaben nicht geschafft.

Programm beginne zu leiden

In bisherigen Strukturen und Abläufen führen die Kürzungen zu Überlastungen, klagen Belegschaftsvertreter auch im Stiftungsrat. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten nicht mehr, das Programm beginne unter dem Sparkurs zu leiden.

Der Sozialplan soll nach bisherigen Infos ältere Arbeitnehmer im ORF-Fernsehen und Radio um 60 Jahre betreffen. Bedingung für einen Sozialplan ist, dass die betroffenen Jobs nicht nachbesetzt werden.

Weitere Spar-Analysen bis März

In den Finanzausschuss am Montag hat Vorsitzender Thomas Zach (ÖVP) die vier Bereichsdirektoren des ORF geladen, um weitere Sparmöglichkeiten zu erfragen. Bis März sollen sie dem Ausschuss schriftliche Analysen über zusätzliche Sparpotenziale liefern.

ORF-General Alexander Wrabetz reagierte auf neuerlichen Sparforderungen Zachs mit der Ankündigung, die erst 2018 abgespaltene Infomannschaft von ORF 1 wieder der Information von ORF 2 zuzuschlagen. Im Finanzausschuss präzisierte Wrabetz wie berichtet, es gehe um die Kurznachrichten (ZiB-Flashes), längere Infosendungen und der eigene Channel-Chefredakteur Wolfgang Geier blieben ORF 1 erhalten.

ORF-Budgetpläne für 2020

Am Donnerstag soll der Stiftungsrat des ORF den Sozialplan, vor allem aber das Budget des ORF für 2020 beschließen. Wie berichtet plant Österreichs weitaus größter Medienkonzern wieder mit einem operativ ausgeglichenen Ergebnis von 0,2 Millionen Euro im Einzelunternehmen ohne Töchter. 977,6 Millionen Euro Umsatz werden (ebenfalls im Unternehmen ORF ohne Töchter) veranschlagt, für 2019 plante der ORF noch 991,1 Millionen.

Die Werbeeinnahmen werden mit 210,8 Millionen Euro deutlich unter dem Plan für heuer (226,7 Millionen Euro) und den realen Erwartungen im Dezember (218 Millionen) budgetiert.

Mehr Geld gibt es dafür aus den Gebühren, die Erlöse aus dem Programmentgelt sollen auf 647,2 Mio. Euro steigen, das sind um 8,6 Mio. Euro mehr als für 2019 geplant. Im laufenden Jahr dürften es dank deutlich mehr GIS-Anmeldungen fast 643 Millionen Euro werden. (fid, 10.12.2019)