Wer gehört zu wem? Das muss in der Patchworkfamilie erst mal geklärt werden.

Foto: Netflix Screenshot

"Willkommen in der Familienhölle" oder so ähnlich müssen es die MacherInnen der schwedischen Serie "Bonusfamiljen" notiert haben, als sie über ihrem Skript brüteten. Geworden ist es dann doch eine "Patchworkfamilie", die bereits in der ersten Folge beweist, dass Familienidylle im Hause Johansson-Ahlin ein Fremdwort ist. "Das nennst du eine Feier? Ich hätte das jetzt eher als einen kollektiven Selbstmord bezeichnet", sagt Katja in der Therapie, wo Lisa (Vera Vitali) und Patrik (Erik Johansson) sich regelmäßig zum familiären Problemgespräch treffen. Das frisch verliebte Paar bringt pubertierende Kinder aus den vorangegangenen Ehen mit, und auch mit den Ex-PartnerInnen läuft es nicht immer rund.

Drama wegen Reis statt Nudeln

Katja, einst mit Patrik verheiratet und Mutter des gemeinsamen Strebersohns William, mimt in "Bonusfamiljen" die immer beschäftigte Karrierefrau, die jeden noch so kleinen Fehler des Gegenübers mit bitterbösem Sarkasmus straft. Lisas Ex Martin hingegen, Verkäufer in einem Bettenhaus, hat die Trennung noch nicht verwunden und frönt im mütterlichen Einfamilienhaus seinen hypochondrischen Neigungen. Ein wahrer Glücksfall, dass Mutter Birgitta, die heimlich lesbisch liebt und lebt, über alle Eskapaden des erwachsenen Sohns hinwegsieht. Dreh- und Angelpunkt der ersten Staffel ist aber Lisas und Martins zehnjähriger Sohn Eddie, den schon Reis statt Nudeln beim Abendessen zum Ausrasten bringt und der seine ältere Schwester trotz pubertären Dramas in den Schatten stellt. Mit Stiefvater Patrik kann er sich ebenso wenig anfreunden wie mit der neuen Familiensituation, immer, wenn Eddie auftaucht, gibt es Stress. So endet auch die erste gemeinsame Geburtstagsfeier der Söhne in der Notaufnahme, nachdem die beiden sich vom Hausdach auf ein Trampolin gestürzt haben.

Schwedische Gleichberechtigung

Dass schwedischen Vätern für gewöhnlich nicht die Rolle des "Mithelfers" bei der Familienarbeit zufällt, beweisen einschlägige Statistiken seit langem. So auch in "Die Patchworkfamilie" (drei Staffeln in deutscher Synchronisation auf Netflix): Schwedisch-Lehrer Patrik ist nicht nur regelmäßig am Herd und hinter dem Bügelbrett zu sehen, auch emotionale Arbeit leistet der Jungvater – ohne die Letztverantwortung auf Partnerin Lisa abzuschieben. "Willst du auch nachsehen, ob ich noch Jungfrau bin?", fragt da Lisa, als Patrik im Bett laut darüber nachdenkt, ob es nicht schön wäre, wenn sie seinen Nachnamen annehmen würde. Nicht einmal Schweden ist aber ein Eldorado der Gleichberechtigung, und so muss sich Architektin Katja mit einem Macker-Boss rumschlagen, der sich bei Personalentscheidungen von sexuellen Gefühlen leiten lässt. Klar ist aber auch: Katja wird ihn in die Schranken weisen müssen.

What's on Netflix

(Brigitte Theißl, 9.12.2019)