Am Freitag wird das Goldene Brett vorm Kopf 2019 verliehen.

Foto: Gwup / CC BY-ND 3.0

Bereits zum neunten Mal in Folge wird am Freitag, 13. Dezember das Goldene Brett vorm Kopf vergeben. Ausgezeichnet wird damit wieder der größte unwissenschaftliche Unfug des Jahres – und die Vorauswahl dürfte den Organisatoren angesichts Hunderter Nominierungen nicht ganz leicht gefallen sein. Wie die Skeptikervereinigung GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) nun bekannt gab, konnten nun aber drei besonders würdige Kandidaten herausgefiltert werden, die sich im vergangenen Jahr besonders für den Negativpreis qualifiziert haben.

Auf die Shortlist schaffte es in diesem Jahr der Verein Original Play, der ohne wissenschaftliche Evidenz und ohne ausreichende Kontrolle das körperbetonte Spiel von Kindern mit fremden Erwachsenen propagiere. Auch die Firma Hevert, die als Hersteller homöopathischer Produkte Homöopathie-Kritiker mit Abmahnungen einzuschüchtern versuche sowie der Lungenfacharzt Dieter Köhler, der Feinstaub und Stickoxide für wahrscheinlich harmlos erkläre, haben Chancen auf den Preis, so die GWUP.

Problematische Beziehung

Original Play sei ein wissenschaftlich nicht anerkanntes "Spielkonzept", bei dem Berührungen und körperbetontes Spiel von Kindern mit fremden Erwachsenen "zum Allheilmittel für das Kind und sogar zum 'spirituellen Ausdrucksmittel' erklärt" würde, heißt es in der Begründung für die Nominierung. Anstatt die These psychologisch oder pädagogisch zu untermauern, werde bloß auf "Natürlichkeit" und die "Gnade Gottes" verwiesen. Für die Kinder entstehe dabei eine höchst problematische, asymmetrische Beziehung zu unbekannten Erwachsenen.

Gefährliche Einschüchterung

Der deutsche Arzneimittelhersteller Hevert hingegen habe sich mit seinen Versuchen, Kritiker zum Schweigen zu bringen, für das Goldene Brett qualifiziert. Laut GWUP geht das Unternehmen per Anwalt gegen Homöopathie-Kritiker vor. In Abmahnungen werden diese aufgefordert, die Behauptung zu unterlassen, Homöopathie sei nicht über den Placeboeffekt hinaus wirksam. Andernfalls drohe eine Zahlung in Höhe von 5.100 Euro. Diese Vorgehensweise birgt für die GWUP eine "ernste gesellschaftliche Gefahr: Wenn wir rationale gesellschaftliche Diskussionen führen wollen, darf Wissenschaft nicht eingeschüchtert werden."

Unhaltbare Behauptung

Eine Stellungnahme, in der er Feinstaub und Stickoxide für wahrscheinlich harmlos erklärte, brachte wiederum dem deutschen Lungenfacharzt Dieter Köhler einen Platz auf der Shortlist ein. Mit seiner Erklärung, man sehe als Lungenfacharzt niemals Feinstaubtote und die Daten dazu wären statistisch fehlerhaft, stelle er die gesundheitlichen Gefahren von Luftverschmutzung "auf wissenschaftlich unhaltbare Weise als harmlos dar", so die GWUP. Selbst als ihm eigene Rechenfehler nachgewiesen worden seien, habe Köhler seine Stellungnahme nicht zurückgezogen, so die GWUP.

Im vergangenen Jahr ging das Goldene Brett an das Krankenhaus Nord in Wien und den Esoteriker Christoph Fasching, der dafür bezahlt wurde, einen "energetischen Schutzwall" rund um das Krankenhaus zu errichten. Die "Auszeichnung" für das Lebenswerk ging an den Bio-Anbauverband Demeter, der Produkte verkauft, die nach einem vorwissenschaftlich-esoterischen Weltbild auf Basis der Anthroposophie erzeugt werden. (red, APA, 9.12.2019)