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Die deutsche Gewerkschaft IG Metall fordert vom neuen Osram-Eigentümer Investitionen und den Erhalt von Jobs.

Foto: REUTERS/Michael Dalder

Seit Freitag steht fest, dass der steirische Sensor-Spezialist ams den Münchener Lichtkonzern Osram übernehmen kann – und umgehend fordert die deutsche Gewerkschaft IG Metall vom neuen Osram-Eigentümer Investitionen und den Erhalt von Jobs. "ams hat nun die Verantwortung für die Arbeitsplätze und Standorte von Osram", sagte der Unternehmensbeauftragte der IG Metall für Osram, Klaus Abel, am Montag.

"Wir werden mit aller Macht darauf drängen, dass gegebene Zusicherungen für die Arbeitnehmer rechtssicher eingehalten werden. Darüber hinaus werden Investitionen notwendig sein, um die Osram-Standorte zukunftsfähig zu machen", so Abel.

Details am Dienstag

ams hatte am Freitagabend mitgeteilt, bei seinem Übernahmeangebot für Osram die angestrebte Schwelle von 55 Prozent überschritten zu haben – im Detail will man das Ergebnis am Dienstag bekanntgeben. Die IG Metall kündigte nun an, mit ams Zukunftsvereinbarungen abschließen zu wollen, "die den Beschäftigten die Möglichkeit bieten, die Zukunft mitzugestalten und sich entsprechend zu qualifizieren". Die IG Metall und der Osram-Konzernbetriebsrat hatten sich bis zuletzt gegen die Übernahme positioniert. Sie fürchten eine Zerschlagung Osrams, bei der letztlich die Mitarbeiter die Zeche zahlen würden.

"Weitreichende Schutzzusagen" für Mitarbeiter

Osram-Chef Olaf Berlien warb in einer am Freitag verschickten Nachricht an die Belegschaft dagegen für die Übernahme. ams habe "weitreichende Schutzzusagen" für Mitarbeiter und Produktionsstätten gemacht, betonte er. In einer angehängten Videobotschaft spricht er von einem Zusammenschluss auf Augenhöhe und erinnert daran, dass auch Osram einst überlegt habe, ams zu übernehmen. Jetzt sei es zwar andersherum, aber die Logik dahinter bleibe dieselbe. Die Fusion bringe beiden Unternehmen Chancen. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Montag berichtete, habe Berlien der ams einige Zugeständnisse abgerungen, unter anderem, dass es bis Ende 2022 keine betriebsbedingten Kündigungen geben solle.

Die Osram-Aktien zogen am Montagvormittag kräftig um rund 13,3 Prozent an. Dagegen verloren die in Zürich notierten ams-Titel rund zweieinhalb Prozent.

Gleichzeitig weist Berlien in der Nachricht an die Mitarbeiter aber auch darauf hin, dass Osram und ams bis zum Vollzug der Übernahme "zwei eigenständige Unternehmen und Wettbewerber um Marktanteile sowie Kunden" blieben. Den Vollzug der Übernahme erwartet er bis Sommer 2020, den von ams angestrebten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag "nicht vor Ende 2020".

Lange Verhandlungen

Anfang Oktober, bei seinem ersten Übernahmeversuch, war ams noch am Widerstand der Osram-Aktionäre gescheitert, brachte dann aber den Osram-Vorstand um Olaf Berlien auf seine Seite – denn auch dieser hatte sich lange gegen den Verkauf gewehrt. "Der heutige Erfolg ist auch ein Resultat des konstruktiven und positiven Verhältnisses, das wir aufgebaut haben", sagte denn auch ams-Vorstandschef Alexander Everke am Freitag.

ams hat es vor allem auf die zukunftsträchtigen Sensor- und Lichtlösungen von Osram für die Auto- und Informationstechnik abgesehen, die den steirischen Konzern weniger abhängig vom Großkunden Apple machen sollen. Der Zusammenschluss könne "einen Photonik- und Sensorik-Champion von Weltrang auf den Weg bringen", meinte Berlien zuletzt. Wie die künftige Konzernstruktur aussehen wird, ist noch offen. So schrieb das "Handelsblatt" dass es "Diskussionsbedarf" bei der Digitalsparte sowie im Automotive-Bereich von Osram gebe. Das Joint-Venture von Osram und Continental laufe derzeit "nicht rund", hieß es in dem Bericht.

Zunächst wollte ams die Übernahme mit Krediten finanzieren. Ein Drittel davon – 1,6 Mrd. Euro – soll nun mit einer Kapitalerhöhung getilgt werden. ams werde daher schon im Jänner zu einer außerordentlichen Aktionärsversammlung einladen, um die notwendigen Beschlüsse zu fassen, erklärte das steirische Unternehmen am Freitag. Die Kapitalerhöhung solle danach "zeitnah" umgesetzt werden. (APA/dpa, 9.12.2019)