Die Sache ist kompliziert, aber doch schnell erzählt: Es war auf Ibiza. H.-C. Strache hat im Zuge seines siebenstündigen freien Assoziierens über einen "Schneebrunzer von der Boulevardzeitung Österreich" gesprochen. Die Boulevardzeitung "Heute" meinte, damit sei der Herausgeber Wolfgang Fellner gemeint. Fellner ließ das nicht auf sich sitzen und klagte. Bei der Verhandlung konnte sich Strache nicht erinnern, und Fellner zog jetzt die Klage zurück. Weihnachtsfriede, aber diskurstheoretisch unbefriedigend.

Die Klage gegen Ex-FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache wurde zurückgezogen.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Denn: Wieso Schneebrunzer? Die Wiener Schimpfliteratur kennt etliche Begriffe, in denen "brunzen" ("einen Brunnen machen") vorkommt. "Kuttenbrunzer" für Priester oder Mönche etwa, aber auch das eigentlich positive "Ich bin total verbrunzt" (verliebt). Beim Schneebrunzer geht es wohl darum, dass jemand (ein Mann) gelbe Ornamente in den Schnee zeichnet. Das soll eine schwächliche, wenig leistungsfähige Person kennzeichnen.

Oksana Havryliv vom Germanistischen Institut der Uni Wien forscht über das Wiener Schimpfen. Ihren Untersuchungen zufolge stoßen Wiener zu 64 Prozent Beleidigungen aus, um sich emotionell zu entlasten, zu 25 Prozent, um zu scherzen, und nur zu elf Prozent, um echt zu beleidigen. Vielleicht kann die Wissenschafterin Strache fragen, was er, nur so theoretisch, unter einem Schneebrunzer versteht und wie das gemeint gewesen sein könnte. (Hans Rauscher, 9.12.2019)