Blick über die Shimshal-Pamir-Region in Pakistan. Diese Gegend ist Teil des "Indus Wasserturms", der nach einer aktuellen Studie den bedeutendsten Wasserspeicher der Erde darstellt.

Foto: Matthew Paley, National Geographic

Wien – Die Schnee- und Eismassen der Hochgebirge haben eine enorme Bedeutung. Sie wirken nicht nur gleichsam als "Klebstoff", die die brüchigen Felsen zusammenhalten, sie zählen vor allem zu den ergiebigsten Wasserquellen der Erde. Doch Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Misswirtschaft gefährden diese "Wassertürme der Welt", wie sie ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung bezeichnet. Die wichtigsten aus ihrem Ranking, wie der Indus Wasserturm, gemeint ist der Himalaya, sind auch die verwundbarsten.

22 Prozent der Erdbevölkerung sind davon abhängig

Ein Team um Walter Immerzeel von der Universität Utrecht (Niederlande) identifizierte nun weltweit 78 solcher "Wassertürme", die das wertvolle Wasser auf ihren schneebedeckten Gipfeln, in Gletschern und Seen speichern, und weitgehend konstant in die Täler abgeben. Sie reihten diese nach ihrem Potenzial als Wasserspeicher und wie viele Menschen von ihnen abhängig sind. "Mehr als 1,6 Milliarden Menschen leben in Gebieten, die Wasser von ihnen beziehen, das sind ungefähr 22 Prozent der Erdbevölkerung" schrieben sie in dem Artikel im Fachjournal "Nature".

Der wichtigste davon sei der "Indus-Wasserturm" in Asien. Er besteht aus den "riesigen Gebieten des Himalaya Hochlandes und bedeckt Teile von Afghanistan, China, Indien und Pakistan", erklärten die Forscher. Aber auch auf den anderen Erdteilen gäbe es weit vorne gereihte "Wasserturm"-Systeme, etwa in Europa in den Alpen (Rhone und Rhein), den Anden und den Rocky Mountains in Süd- beziehungsweise Nordamerika.

Unsichere Wasserquelle

Das nasse Element aus den Bergen wird als Trinkwasser und für die Nahrungsmittelproduktion immer wichtiger, doch in vielen Regionen ist sein Bestand durch den Klimawandel unsicher: Die Gletscher und Schneedecken schmelzen, Seen verschwinden. "Manche der verwundbarsten Wassertürme sind zusätzlich unter Druck durch Bevölkerungswachstum und alarmierende Anstiege des Wasserverbrauchs stromabwärts", so Yoshihide Wada vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien.

Die Forscher fordern sofortige Maßnahmen: Man sollte Schutzgebiete und Wasserreservoirs anlegen und den Wasserverbrauch so effizient wie möglich gestalten. (red, APA, 10.12.2019)