Vor fünf Jahren wurde der Mindestlohn in Deutschland eingeführt. Arbeitsmarktforscher schätzen den Lohneffekt für Geringverdiener in ihrer Bilanz als "deutlich positiv" ein.

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Nürnberg – In den fünf Jahren seit seiner Einführung hat der flächendeckende Mindestlohn in Deutschland den betroffenen Beschäftigten im Schnitt zehn Prozent mehr Lohn gebracht. Die befürchteten Arbeitsplatzverluste seien dabei sehr gering ausgefallen, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg.

Die Arbeitsmarktforscher schätzten den Lohneffekt für Geringverdiener in ihrer Bilanz als "deutlich positiv" ein. Zu dieser positiven Entwicklung habe allerdings auch die gute Konjunktur beigetragen: Im Zuge einer Rezession oder bei deutlichen Mindestlohnerhöhungen könnten negative Beschäftigungseffekte nicht ausgeschlossen werden, betonen die Forscher.

Keine Auswirkung auf Produktivität

Auf die Produktivität der Beschäftigten habe der Mindestlohn keine Auswirkungen gezeigt. "Die höheren Lohnkosten werden demnach nicht durch höhere Produktivität kompensiert", schreiben die Arbeitsmarktforscher. Sie resümierten: "Ein mindestlohnbedingter Anstieg in der Arbeitsmotivation betroffener Beschäftigter ist nicht zu beobachten, obwohl der Lohn und die Entlohnungszufriedenheit deutlich gestiegen sind."

Wissenschaftlich umstritten sei nach wie vor, in welchem Ausmaß der gesetzliche Mindestlohn umgangen werde. "Das Ausmaß der Nichteinhaltung bleibt letztlich eine weitgehend offene Frage, die sich auf Grundlage der aktuellen Datenbasis nicht abschließend beantworten lässt", heißt es in der Studie.

Mindestlohn soll 2020 auf 9,33 Euro steigen

Der Mindestlohn wird in Deutschland alle zwei Jahre angepasst. Derzeit liegt er bei 9,19 Euro, 2020 soll er auf 9,35 Euro steigen. SPD und Grüne wollen ihn auf zwölf Euro erhöhen, die Linke auf 13 Euro. Einen gesetzlichen Mindestlohn per se gibt es in Österreich nicht; in vielen Branchen haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf Tarifverträge geeinigt, die einen Mindestlohn vorsehen, sodass fast alle Arbeitnehmer davon erfasst sind. (APA, AFP, 10.12.2019)