In Roee Rosens Video "Hilarious" (2010) lotet Hani Furstenberg als weiblicher Stand-Up-Comedian die Grenzen des Humors aus.

Foto: Roee Rosen, Hilarious, 2010 (filmstill)

Das Lachen einer thrakischen Dienstmagd markiert eine der Urszenen der Philosophie: Platon überlieferte im Theaitetos die Anekdote vom Philosophen Thales von Milet, der beim Spazierengehen den Himmel beobachtete und dabei in einen Brunnen fiel. Der Mann wollte die Sterne begreifen und sah dabei nicht, was direkt vor seinen Füßen lag. Darauf bezog sich denn auch der Spott seiner Magd.

Komik, das weiß die Humorforschung, ergibt sich auch aus der Umkehrung sozialer Hierarchien. In der Philosophiegeschichte wurde das Lachen der Magd freilich ebenso unterschiedlich ausgelegt wie ihre Gestalt: Sie hat sich da mitunter von der jungen, hübschen Frau in eine boshafte Alte verwandelt. Darüber wiederum ließe sich jenes exzessive Gelächter anstimmen, das Hélène Cixous im Hinblick auf patriarchale Konstruktionen des weiblichen Geschlechts vorgeschlagen hat.

In einer unscheinbaren Ecke des Taxispalais lässt die junge österreichische Künstlerin Sophia Mairer einen auf dünnes Papiergewebe gemalten, entblößten Philosophen aus einem Springbrunnen emporschießen. Mairers Anspielung an Cixous' Das Lachen der Medusa nistet sich dagegen in einem Fensterrahmen ein. Diese kleinen, raumbezogenen Arbeiten sorgen am Ende für mehr Erkenntnisgewinn als so manches, das Mairer ausladend in den Ausstellungsraum stellt.

Humor als Bewältigung

Nina Tabassomi, Leiterin der Taxispalais Kunsthalle Tirol, stellt das Thema "Lachen" ans Ende einer Ausstellungstrilogie, die sich mit Alltagspraktiken beschäftigt, denen, so die Kuratorin, "ein utopischer Moment innewohnt". Sie begann mit "Lieben" und "Sex". Mit dem Lachen steht nun eine Wundertüte voller Widersprüche zur Disposition: Es geht um Anarchie, non-verbale Kommunikation, physische und psychische Aspekte des Lachens, nicht zuletzt auch um Humor als Bewältigungsstrategie. Die im sehenswerten Video Hilarious des israelischen Künstlers Roee Rosen zunächst in leise Verunsicherung, dann in Verstörung kippt, wenn die Performerin Hani Furstenberg im Setting einer Stand-Up-Comedy-Show so lange die Grenzen des Gelächters auslotet, bis es dem Publikum im Hals steckenbleibt.

Um den Klang des Lachens, seine Orchestrierung, Imitation und Künstlichkeit geht es bei der Berliner Medienkünstlerin Antonia Baehr: Zu sehen sind etwa die Ergebnisse aus den von ihr organisierten Lachworkshops, gesammelte Lachpartituren oder ein Video, in dem sich Baehr bei der Ausübung des "Ausdauersports" Lachen filmt.

Letztlich wird es bei so viel Konzentration auf eine einzelne künstlerische Position aber auch redundant, während andere Aspekte des Ausstellungsthemas unterbelichtet bzw. bloß graue Pressetext-Theorie bleiben. Wirklich Überzeugendes oder Überraschendes haben dazu nämlich auch die Arbeiten von Stefan Klampfer und Iman Issa nicht beizutragen.