Die Kampagne der ÖW zeichne ein falsches Bild von Österreich als Mountainbike-Paradies, sagen Kritiker.

Foto: ÖW

Innsbruck/Wien – Im März 2019 startete die Österreich-Werbung (ÖW) ihre Marketingkampagne "You like it? Bike it!". Mit einem Budgetvolumen von zwei Millionen Euro allein für 2019 ist es die bislang größte Themenkooperation zwischen den teilnehmenden Bundesländern Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Kärnten sowie Tirol und der ÖW. "You like it? Bike it!" soll die "Vielfältigkeit des Radurlaubslandes Österreich" darstellen und wurde seit ihrem Start in den Herkunftsmärkten Deutschland, Niederlande sowie Tschechien ausgespielt.

Die Kampagne nutzt vornehmlich digitale Kanäle, und nach Analyse den ersten Monate Laufzeit zog die Österreich-Werbung nun eine Zwischenbilanz. Dieser zufolge ist "You like it? Bike it!" eine "Erfolgsstory mit Zukunftsvision". So sei bis Mitte Oktober 2019 mehr als eine halbe Million "qualitativer Views" auf der Kampagnenseite zu verzeichnen gewesen. "Qualitativ" heißt in dem Zusammenhang, dass sich die User mindestens 30 Sekunden auf der Website aufhalten müssen.

Kritische Besucher werden zum Erfolg gerechnet

Im Fall der Kampagnenseite habe die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sogar 7:49 Minuten betragen, erklärt ÖW-Sprecherin Claudia Riebler. "Für uns ein Zeichen, dass wir in der Ausspielung unsere Zielgruppe sehr genau erreichen und ein echtes Interesse an den Inhalten besteht", sagt die Unternehmenssprecherin. Wobei sie einräumt, dass bei den Besuchern nicht die Intention erhoben wird, aufgrund derer sie gekommen sind.

Hintergrund dazu ist, dass die Kampagne im deutschsprachigen Raum innerhalb der Mountainbikeszene für Diskussionen und Kritik sorgte. Zahlreiche Bike-Medien und auch Tretlager berichteten. Ein Teil der Besuche dürfte also darauf zurückzuführen sein. "Wenn sich Kritiker auf der Website über das exzellente Mountainbike-Angebot in Österreich informieren, freut uns das natürlich sehr", sagt dazu Riebler. Man sei sich der Bedenken innerhalb der Community auch bewusst und stelle sich gern der Diskussion.

ÖW, Partner und Gäste zufrieden

Riebler betont in dem Zusammenhang aber: "Fakt ist, in Österreich gibt es ein 29.000 Kilometer langes Routennetz an sicheren, offiziell freigegebenen Mountainbike-Strecken. Dieses Angebot wird laufend erweitert und kommt bei unseren mountainbikenden Gästen gut an." In Aufenthalten messbare Erfolge könne man aber nicht vorweisen, weil der Buchungsvorgang nicht mehr getrackt werde. Die Kampagnen-Partner hätten der ÖW allerdings berichtet, dass sie mit den Ergebnissen sehr zufrieden seien.

Die Mountainbike-Szene stößt sich am Titel der Kampagne sowie dem beworbenen Netz an legalen Strecken. Ersterer würde ein völlig falsches Bild vermitteln, da er dazu aufrufe, "die Natur als Spielplatz" zu sehen und zu fahren, wo man will. Genau das ist in Österreich aber verboten. Abgesehen von als solchen ausgewiesenen Strecken ist Mountainbiken in Österreichs Wäldern verboten.

Bike-Szene kritisiert Umgang mit Fakten

Das von der ÖW beworbene Streckennetz kritisiert die Szene als Werbegag. So hat der Verein Upmove, der als Interessenvertretung von Mountainbikern in Österreich auftritt, diese Behauptung einem Faktencheck unterzogen und kam zum Ergebnis, dass es nicht 29.000, sondern nur gut 10.000 Kilometer an legalen Strecken gebe. Und selbst davon verlaufe ein nicht unerheblicher Teil auf Asphaltstraßen. Vereine wie Upmove fordern daher seit Jahren eine generelle Freigabe aller Forststraßen für Mountainbiker.

Bei der ÖW will man dennoch an der Kampagne festhalten und wird 2020 erneut zwei Millionen Euro investieren. Zudem konnten mit Intersport, KTM Fahrrad und Manner auch Wirtschaftspartner gefunden werden, die das Thema Radland Österreich bei diversen Aktivitäten mittransportieren. Insgesamt will man im kommenden Jahr 29 österreichische Raderlebnisse bewerben, davon sind 13 dem Thema Mountainbike zuzuordnen. (Steffen Arora, 11.12.2019)