Bild nicht mehr verfügbar.

Ist noch nicht fertig mit Karlsruhe: Peter Weibel.

Foto: Imago / picturedesk

Ende 2020 hätte Schluss sein sollen. Eine Kommission stand bereits in den Startlöchern, um einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. Nun hat es sich der Stiftungsrat des Zentrums für Kunst und Medien in Karlsruhe anders überlegt. Der 75-jährige Österreicher Peter Weibel darf bis zum 31. März 2023 bleiben. Er leitet das Haus seit zwei Jahrzehnten und hat seine Verlängerung selbst ins Spiel gebracht.

Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten es fünf weitere Jahre werden können. Dass es nur drei Jahre sind, darf als Kompromiss betrachtet werden angesichts einer Debatte, die sich über Monate hinzog. Begründet wird der verhinderte Stabwechsel jetzt mit noch nicht umgesetzten Ideen. "Wir haben uns über einige Ausstellungsprojekte abgestimmt, die Weibel ein Herzensanliegen sind und die wir für wichtig und notwendig für dieses Haus halten", sagte Kulturstaatssekretärin Petra Olschowski.

Nicht die erste Verlängerung

Geplant seien Projekte über Anselm Kiefer und zu Renaissance 2.0. Aber wer garantiert, dass Weibel bis 2023 nicht erneut mit frisch ausgebrüteten Ideen winkt? Die aktuelle Verlängerung ist ja nicht die erste. Der Medientheoretiker und Künstler war gerade dabei, einen respektablen Abschied zu nehmen. Als Museumschef hatte er sich mit "respektive Peter Weibel" eine Ausstellung gegönnt, die Einblick in sein weit verzweigtes Schaffen gibt.

Und auch den Rückblick auf sein kuratorisches Wirken muss Weibel nicht scheuen: Seine über die Grenzen der Kunst reichenden Exkursionen berührten Wissenschaft, Technik und Forschung. Fragen nach der Restaurierung von Medienkunst wurden ebenso gestellt wie nach den Eigenheiten der App-Art. Nicht zu vergessen den beachtlichen Verschleiß an Flachbildschirmen und Würfelmonitoren, die jeden Besuch in einen multimedialen Hürdenlauf verwandelten.

Alt-Herren-Club-Unterstützung

Nicht nur der agile Senior glaubte offenbar, dass ohne ihn das "Mekka der Medienkunst" an Bedeutung verlieren könnte. Die Regelung der Nachfolge scheiterte auch daran, dass sich andere Kandidaten zurückzogen, solange Weibel seinen Posten nicht freiwillig räumt. Eine Petition, unterstützt von einem Alt-Herren-Club mit den Künstlerfreunden Markus Lüpertz oder Heinz Mack, ließ ebenfalls keinen Zweifel daran aufkommen, dass die nächste Generation noch warten müsse.

In einer Institution, die es sich groß auf die Fahnen schreibt, die Diskurse der Zukunft früher als andere aufzugreifen? Sich selbst vermehrende Verträge schützen zwar vor Diversität, aber nicht vor dem Fluss der Zeit. Deshalb sei Peter Weibel empfohlen, für die nächste Schau seine Fühler in das Tech-Mekka Silicon Valley auszustrecken, wo man sich mit der Idee einer Verlängerung des Lebens längst angefreundet hat. Danach müssen seine Projekte auch nie wieder ein Verfallsdatum kennen. (Alexandra Wach, 10.12.2019)