"Es gibt keinen Dackel, der Knackwürste sammelt": ORF-Stiftungsrat Heinz Lederer (SPÖ) über Zugänge zum Thema Sparen.

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Wien – Heinz Lederer, von der SPÖ in den ORF-Stiftungsrat entsandt, sorgt sich um das Bild des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Öffentlichkeit: Laufende Hinweise auf Sparnotwendigkeiten und Verwaltungsaufwand nimmt Lederer als "permanenten Probe-Feueralarm" wahr.

Das sei kein günstiger Eindruck in Zeiten von Regierungsverhandlungen, in denen es auch um die ORF-Zukunft geht, und ebensowenig beim Gebühren zahlenden Publikum, sagt Lederer im Gespräch mit dem STANDARD zur Sitzungswoche auf dem Küniglberg. Und auch die ORF-Mitarbeiter motiviere er nicht gerade.

Am Wochenende hat der Vorsitzende des Finanzausschusses im Stiftungsrat, Thomas Zach (ÖVP) im Gespräch mit dem STANDARD weitere Sparanstrengungen gefordert. Montag lud Zach die vier Bereichsdirektoren des ORF für Radio, Produktion, Finanzen und Technik in den Ausschuss, um sie zu Sparpotenzialen zu befragen. Bis März sollen sie schriftliche Vorschläge vorlegen.

"Mein Erkenntniswert hat sich sehr in Grenzen gehalten", sagt Lederer über den Finanzausschuss am Montag. Die jüngste Strukturidee von ORF-Chef Alexander Wrabetz begrüßt Lederer: Die 2018 für ORF 1 abgespaltene Info-Mannschaft sei nach der Kürzung von "Magazin 1" nicht ausgelastet; eine Rückübersiedelung zu ORF 2, das künftig auch die ZiB Flashes für ORF 1 übernehmen soll, ergebe Sinn. Lederer spricht von einem "zentralen Reformwerk".

Der Dackel und die Knackwurst

Im Finanzausschuss begegnete der kaufmännische ORF-Direktor Andreas Nadler dem Vorwurf hoher Verwaltungsausgaben mit einem internationalen Vergleichswert: Beim ORF wären rund sechs Prozent der Ausgaben der Verwaltung zuzurechnen. Der Münchner Medienkonzern ProSiebenSat1 komme laut Geschäftsbericht auf mehr als zehn Prozent.

Lederer hinterfragt Zachs Zugang, mit Sparmaßnahmen Mittel freizumachen, für das Programm, wie Zach erklärt. Auch Lederer sieht die Notwendigkeit zu sparen. Aber: Der Kommunikationsberater würde erst aussichtsreiche Projekte und Produkte identifizieren, "dann wird sich das Geld dafür finden". Seine Erklärung "Es gibt keinen Dackel, der Knackwürste sammelt." Soll heißen: Was da ist, werde auch verbraucht.

Lederer schlägt vor: "Erst die Projekte, dann die Finanzierung." Derzeit komme der ORF "nicht aus den Startblöcken" – was auch an provisorischen Lösungen statt eines Unterhaltungschefs liege.

Mehr Volumen würde sich Lederer indes von einem laufenden ORF-Sparprojekt erwarten, sagt er: Das "zentrale Ressourcenmanagement" im ORF habe bisher überschaubare fünf Millionen Euro gebracht. Lederer vermutet "zuviel Aufmerksamkeit" in dem Projekt, auf "Datensammeln", und "wo welcher Kollektivvertrag eingesetzt wird" als auf bessere Zuordnung von Ressourcen.

Strategisch vermisst Lederer "Flottenmanagement" insbesondere im Radio. "Handlungsbedarf" sieht er da insbesondere bei FM4, bei Radio Wien und auch im ORF Oberösterreich mit Blick auf den Linzer Markt.

ORF-Aktiengesellschaft

Lederer wiederholt im STANDARD-Gespräch seine Forderung, den ORF in eine Aktiengesellschaft umzuwandlen. Wozu? Eigenverantwortliche Vorstandsmitglieder stünden da in der Führung des Unternehmens in einem "geordneten Wettstreit", sagt Lederer.

Die ÖVP plante schon in der Regierung mit der FPÖ, den ORF von einem Vorstand leiten zu lassen statt des heutigen Alleingeschäftsführers. Auch SPÖ-Mediensprecher Thomas Drozda sprach sich gerade im STANDARD-Interview für einen Vorstand aus – bestellt von einem ORF-Aufsichtsrat, den der Stiftungsrat beschicken soll. (fid, 11.12.2019)