Nicht nur Vietnam, auch viele andere Schwellenländer gelten als Hoffnungsmärkte für Österreichs Energie- und Umwelttechnikunternehmen.

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Lange Zeit fristeten sie ein Schattendasein, eher belächelt als respektiert von der Old Economy – Unternehmen, die sich vorrangig oder ausschließlich mit erneuerbaren Energien beschäftigen oder generell im Bereich Umwelttechnologie tätig sind. Das Blatt beginnt sich zu wenden, nicht zuletzt aufgrund der Klimadiskussion.

Erstmals liegen nun Zahlen vor, wie groß das Potenzial für heimische Unternehmen im Bereich des Energie- und Umweltsektors auf Auslandsmärkten ist, insbesondere auch in Schwellenländern. Dazu hat Pöchhacker Innovation Consulting im Auftrag des Klima- und Energiefonds eine Markterhebung gemacht. Laut dieser Analyse, die dem STANDARD vorliegt, steckten allein im Vorjahr die sechs global größten Finanzinstitutionen weltweit mehr als 43 Milliarden Euro in Projekte für den Umweltschutz. Das war so viel wie nie zuvor.

Weltbank und Co machen Mittel locker

Knapp ein Drittel der Mittel, die zur Bekämpfung des Klimawandels ausgegeben wurden, entfielen auf erneuerbare Energien und rund acht Prozent auf Projekte im Bereich der Wasserversorgung und des Abwassermanagements. Heruntergebrochen auf zehn genauer analysierte Schwellenländer, die von Ägypten über Mexiko bis Vietnam reichen, stellte Pöchhacker Innovation Consulting ein theoretisches Marktpotenzial von 33 Milliarden Euro fest, das einschlägige österreichische Unternehmen für sich nützen könnten. Das sei die Größe des Kuchens, um den es in den untersuchten Schwellenländern gehe. Wer innovativ, pfiffig und schnell sei, könne sich ein schönes Stück abschneiden.

Pakistan etwa will bis 2047 zu den zehn größten Volkswirtschaften der Welt aufschließen; dazu sollen unter anderem bis zum Jahr 2025 die Stromerzeugungskapazitäten verdoppelt werden. Derzeit verfügten nur rund zwei Drittel der Pakistani über Zugang zu Elektrizität, mehr als ein Fünftel des erzeugten Stroms gehe durch veraltete Infrastruktur verloren.

Weltbank als Geldgeber

Die Weltbank, eine der sechs untersuchten Finanzinstitutionen, stellt für Projekte im Energie- und Umweltbereich allein für Pakistan insgesamt 3,5 Milliarden Dollar bereit. Damit zählt das 200 Millionen Einwohner-Land zu den fünf größten Empfängern von Weltbankmitteln.

Unter anderem wird mit 200 Millionen Dollar ein Projekt zum Bau von vier Wasserkraftwerken Pakistan und mit 100 Millionen Dollar die Errichtung von Fotovoltaik-Anlagen ebendort gefördert. 30 Prozent der 7,5 Milliarden Dollar, die die Asiatische Entwicklungsbank Pakistan bis 2021 bereitstellt, fließen in die Entwicklung des Energiesektors.

In Österreich sind im Energie- und Umweltsektor rund 2500 Unternehmen aktiv; sie erwirtschafteten zuletzt 12,3 Milliarden Euro Umsatz – Tendenz steigend. (Günther Strobl, 11.12.2019)