Am Samstagabend ist Endstation am Groß-Schweinbarther Bahnhof. In der Nacht auf Sonntag beginnt das Autobuszeitalter.

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Bei den Autobussen, mit denen nach der Stilllegung der Bahnstrecke "Schweinbarther Kreuz" im südöstlichen Weinviertel der öffentliche Verkehr abgewickelt wird, spießt es sich. Nicht beim Autobusbetrieb, der ist seit Anfang September auf Schiene und wird nach der Schließung der Bahn am Samstag wohl stärker frequentiert, aber beim geplanten Busbahnhof. Der soll, wie berichtet, in Matzen–Raggendorf entstehen, einer Nachbargemeinde von Groß-Schweinbarth.

Deshalb regt sich Widerstand im Ortsteil Raggendorf, denn dort kreuzen sich die drei im Dreieck Wolkersdorf, Bad Pirawarth/ Kollnbrunn und Gänserndorf kursierenden Buslinien 530, 535 und 495. Die Aussicht, zum erhöhten Busverkehrsaufkommen von täglich 140 Omnibusfahrten in dem 800-Seelen-Ortsteil auch noch einen Busbahnhof dazuzubekommen, stößt bei der Bevölkerung auf massive Skepsis. Ein Gemeinderatsbeschluss zur Umwidmung des von Bürgermeisterin Claudia Weber – in enger Abstimmung mit Land Niederösterreich und Verkehrsverbund Ostregion – auserkorenen Grundstücks scheiterte. Vorerst. Er wurde zwar vor Wochen gefasst, muss aber wiederholt werden. Weil der Antrag nicht vorschriftsgemäß eingebracht worden war und selbst der Gemeindeaufsicht des Landes Niederösterreich nicht genügt.

Nun muss ein neuer Beschluss her, tunlichst noch vor Weihnachten. Um finanzielle Nachteile von der Gemeinde abzuhalten, teilt die Bürgermeisterin auf STANDARD-Anfrage mit. Welche Nachteile das wären, führt sie nicht aus. Da die Kosten für den hochmodernen E-Busbahnhof, der für die 2021 angekündigten Elektrobusse gerüstet sein soll, das Land Niederösterreich versprochen hat zu übernehmen, wird über mögliche Nachteile trefflich spekuliert. Die Gemeinde müsse die 400.000 Euro dann selbst aufbringen, lautet eine Variante. Von Bürgermeisterin Weber gibt es dazu keine Auskunft, sie beruft sich auf die Amtsverschwiegenheit und verweist auf das Land Niederösterreich.

Stromtankstellen

Wobei der Kostenvoranschlag knapp bemessen scheint. Denn Schnelllade-Stromtankstellen gehen ins Geld – meist, weil vom Stromversorger, in dem Fall der EVN, Leitungskapazität zu schaffen ist. Zum Vergleich: Die Erweiterung des Park-and-ride-Platzes bei der S-Bahnstation Obersdorf ist mit 90.000 Euro veranschlagt, der braucht aber keine mit einem Busbahnhof vergleichbaren Anlagen für Abwasser und Ölabscheider.

Busumsteigebahnhof im Ort

Warum der Busumsteigebahnhof im Ortsgebiet und nicht außerhalb gebaut wird, erklärt die Bürgermeisterin mit der besseren Erreichbarkeit. Naheliegend dürfte freilich auch der Naturschutz sein. Denn außerorts sind aufwendige Naturschutzverfahren obligatorisch. Innerorts reicht eine Strategische Umweltprüfung (SUP), die laut Gemeinde bereits durchgeführt wurde. Das Bauvorhaben im Ort regelt die Gemeinde in Eigenregie. "Das Umwidmungsverfahren ist fertig abgeschlossen, es wurde bereits von der NÖ Raumordnungsabteilung geprüft", stellt die Bürgermeisterin, die sich im Zuge der Querelen rund um den Bau des Busbahnhofs mit einer Liste von der SPÖ-Fraktion abgespalten hat, klar. Es fehle nur noch die Verordnung. (Luise Ungerboeck, 11.12.2019)