Vor 1.000 Jahren wurde das Basler Münster eingeweiht. Seit damals häufen sich die Kunstschätze in der Schweizer Grenzstadt.

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Drohnenaufnahme im Dreispitz mit dem Innenhof der Hochschule für Gestaltung und Kunst.

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Das Urban Art Werk von Tika: Der Hahn bedeckt eine ganze Hausfassade bei der Heuwaage.

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Im Innenhof des Hauptbaus des Kunstmuseums Basel.

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Herbstmesse in Basel mit dem Riesenrad auf dem Münsterplatz.

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Füllung des Glücksradfensters des Basler Münsters.

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Es ist wohl auf die Lage in einem Dreiländereck zurückzuführen: Seit gut 1.000 Jahren holt man sich in Basel das Beste aus Deutschland und Frankreich, wovon nicht nur die Wirtschaft profitiert, sondern auch die Kultur und die Küche. Manche meinen zudem, Basel verdankt die heutige kulturelle Vielfalt vor allem Heinrich II., dem ersten Mäzen der Schweizer Grenzstadt. So lässt sich diese Fülle an einem Wochenende erleben:

Freitagnachmittag: Ein Rundgang durch die verkehrsberuhigte Innenstadt führt immer wieder durch spätmittelalterliche Häuserfluchten. Auf den putzigen Gebäuden prangen noch die alten Namen, auch die Brunnen an fast jeder Ecke sind ein Relikt aus dieser Zeit. Sie weisen allesamt Trinkwasserqualität auf, und die meisten werden von einem Drachen bewacht, die Stadtbewohner haben den Basilisken zu ihrem Symboltier erkoren. Das wichtigste Wahrzeichen der Stadt ist das im Jahr 1019 eingeweihte terrakottafarbene Münster, dessen gotische Türme das Stadtbild prägen.

Über den Marktplatz geht es hinauf in die Gassen des Spalenbergs. In Boutiquen, kleinen Handwerksläden, Antiquariaten und Kunstgalerien ist dort Schmökern abseits globaler Marken angesagt.

Wer so reich an historischer Bausubstanz ist, wünscht sich mitunter Modernes: In den 1970er-Jahren ließen die Basler Bürger ihr plüschiges Stadttheater sprengen und stattdessen einen schnörkellosen Zweckbau errichten. Dort bietet sich am Freitagabend der Besuch eines Theaterstücks oder einer Oper an. Das Publikum kommt leger gekleidet und sieht in der Regel unkonventionelle Inszenierungen von international gefragten Regisseuren. Wem der Sinn eher nach einem Musikklub steht, der wird nebenan im legendären Atlantis glücklich.

Samstagvormittag: Mit fast 40 Museen und der größten Kunstmesse der Welt ist Basel quasi die Kulturhauptstadt der Schweiz. Die meisten Sammlungen verdankt die Gemeinde reichen Mäzenen, Heinrich II. machte den Anfang: Vor einem Jahrtausend gliederte der römisch-deutsche Kaiser das zuvor zum Königreich Burgund gehörende Bistum Basel in sein Ostfränkisches Reich ein und beschenkte die Grenzstadt reichlich mit Land, Silber und Privilegien. Bis heute wird er als Stadtpatron verehrt.

Das Historische Museum zeigt normalerweise in der Barfüßerkirche einen großen Teil des Domschatzes. Für die Sonderschau "Gold und Ruhm. Geschenke für die Ewigkeit" sind die wichtigsten Objekte in den Neubau des Kunstmuseums Basel gezogen. Anlässlich der Weihe des Münsters vor 1.000 Jahren werden aufwendig bemalte Bücher, kostbare Textilien sowie filigran gearbeitete Goldschmiedekunst aus internationalen Sammlungen gezeigt. Die wichtigste Leihgabe ist aber jene aus dem Pariser Musée de Cluny: die von Heinrich II. zur Münsterweihe im Jahr 1019 geschenkte Goldene Altartafel. Sie gilt als eines der bedeutendsten Kunstwerke des Mittelalters.

Im Historischen Museum vertritt man die Ansicht, dass ohne Heinrich II. Basel heute nicht die Stadt wäre, die es ist. Ohne seine Zuwendungen, die eine Stadtmauer und eine Steinbrücke ermöglichten, wäre Basels Einfluss in der Region vermutlich gering geblieben. Im Spätmittelalter hätte die Stadt nicht das längste Kirchenkonzil der Geschichte abhalten können, und später wäre dort keine Universität entstanden.

Am Samstagnachmittag geht es mit der Straßenbahnlinie 6 zur Fondation Beyeler. In der kostenlosen Basel Card, die Gäste beim Hotel-Check-in erhalten, ist die Fahrt inkludiert. Das von Renzo Piano entworfene Gebäude beherbergt wichtige Vertreter der klassischen Moderne und zeitgenössischer Kunst. Es ist das meistbesuchte Museum der Schweiz, was auch mit seiner Lage im Grünen zu tun haben dürfte – bequeme Sitzbänke vor einer weiten Glasfront mit Blick auf einen Weinberg laden während des Besuchs zur Reflexion ein.

Samstagabend: Die Basler Küche ist, wie generell in der Schweiz, keine Okkasion, dafür aber köstlich. Auf den Speisekarten reichen sich das Elsass, Restfrankreich und das Schwabenland die Hände, gelegentlich werden sie mit so klingenden Speisen wie Mistkratzerli (kleines Hendl) oder Pasteti (Blätterteigtascherl) bereichert. Neben einfachen Beizen (Beiseln) wie "Zum Braunen Mutz" am Barfüsserplatz oder der "Fischerstube" der Ueli-Brauerei in der Rheingasse findet man auch feinere Restaurants wie jenes im Hotel Krafft (ebenfalls Rheingasse), in dem Hermann Hesse Der Steppenwolf geschrieben hat. Außergewöhnlich: die "Schlüsselzunft" in den alten Räumlichkeiten einer noch existierenden Vereinigung von Kaufleuten und Handwerkern.

Einen Absacker nimmt man am besten in Kleinbasel, dem früher als "arm" verschrienen Stadtteil rechts des Rheins. Rund um eine ehemalige Kaserne, die heute als Kulturzentrum dient, haben sich in den vergangenen Jahren hippe Bars angesiedelt (in Flussnähe zwischen Mittlerer Brücke und Johanniterbrücke). Wer die Nacht durchtanzen möchte, der macht das vielleicht im Moon (Clarastrasse).

Am Sonntagvormittag sind Basels Straßen leer. Ideal also, um bei einem späten Zmörgele (Frühstück) langsam in die Gänge zu kommen. Wer einen frühen Zug nimmt, ist etwa mit den feschen Frühstückslokalen "Zum Kuss" und "Markthalle" in Bahnhofsnähe gut bedient. Wem dagegen noch Zeit bis zur Abfahrt bleibt, der sollte von den leergefegten Straßen profitieren: auf einer Street-Art-Tour. Urban Art hat sich in den letzten Jahren ebenfalls einen Fixplatz in der Basler Kunstszene erobert. (Stephan Burianek, 15.12.2019)