Der Satiriker Jan Böhmermann präsentiert am Donnerstag zum letzten Mal das "Neo Magazine Royale" auf ZDF neo. Eine neue Show wird für Herbst 2020 entwickelt.

ZDF und BEN KNABE

Was haben die türkis-grünen Koalitionsverhandlungen mit Jan Böhmermanns geplanter Sendung im ZDF zu tun? Von beiden dringt kein Mucks über Inhalte nach außen.

Da wie dort werden Details über zukünftige Vorhaben hinter verschlossenen Türen diskutiert. Die Öffentlichkeit bleibt davon weitgehend ausgeschlossen und wird mit knappen Statements versorgt: "Jan Böhmermann wird in seiner letzten Folge in ZDF neo und dann im Herbst 2020 im ZDF zu sehen sein. Mehr gibt es noch nicht zu verkünden", teilt die Pressestelle des ZDF mit. Unterschied zu Türkis-Grün: Bei Böhmermanns Sendung weiß man, dass sie zustande kommt, und wann. Am Donnerstag (22.15 Uhr) verabschiedet er sich auf ZDF neo nach sechs Jahren vom Neo Magazin Royale.

Was danach kommt, weiß im Moment wahrscheinlich nicht einmal Böhmermann selbst. Die Produzenten überarbeiten das Konzept, heißt es aus dem ZDF. Für ZDF neo produziert er weiterhin Formate.

Hohe Erwartungen

Mit dem Wechsel ins Hauptprogramm ist ein seit langem ersehnter Wunsch Böhmermanns in Erfüllung gegangen. Jetzt gilt es, die Erwartungen einlösen. Die Frage ist, ob der Switch ins Hauptprogramm überhaupt funktionieren kann bzw. wie sich die Sendung ändern muss, um mehr Publikum als in seiner "kleinen, dreckigen Spartenshow" (Böhmermann) anzuziehen – ohne die Stammzuschauer zu vergrämen.

Dazu kommt, dass Böhmermann bei ZDF neo Narrenfreiheit genoss. Speziell Deutschlands öffentlich-rechtlichen Redaktionen wird generell eine streng kontrollierende Hand nachgesagt. Ob der mit Haushaltsabgabe finanzierte Sender Aktionen wie Varoufake, Erdogan-Schmähgedicht, SPD-Rettungsversuch duldet, bleibt abzuwarten.

Vorab nimmt sich Böhmermann via Twitter gewohnt kein Blatt vor den Mund: "Viele wütende Meinungsmacher aus der #OKBoomer-Fraktion wünschen sich, dass es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch ausländerfeindliche, Pegida-nahe, Verschwörungstheorien verbreitende, antisemitische Jammer-Kabarettisten geben muss. Mach ich Euch!"

Eine "Krawallschachtel" ist der 38-Jährige für solche Tweets für den Talkpensionisten Harald Schmidt. Schmidt weiß, dass eine Bildschirmpause Tücken haben kann. Als er 2011 zu Sat1 zurückkehrte, war die Luft draußen. Nach nur einem halben Jahr war Schluss.

Komplizierte Rückkehr

Beispiele für Schwierigkeiten bei der Rückkehr gibt es einige. Thomas Gottschalk entpuppte sich als unpassender Vorabend-Talker. Die ARD zog 2012 nach nur drei Monaten die Notbremse. In Österreich tut sich der davor gefeierte Chefreporter von Willkommen Österreich, Peter Klien, in Gute Nacht Österreich* gerade schwer. Es ist zu erwarten, dass das öffentlich-rechtliche ZDF einige Geduld mit seinem Aushängeschild zeigt, aber Erfolgsgarantie hat auch Böhmermann keine.

In Österreich ist das Publikum im Fernsehen ohnehin überschaubar: 2019 kommt das Neo Magazin Royale bisher auf durchschnittlich 19.000 Zuschauer und ein Prozent Marktanteil. Zwischen zwölf und 49 Jahren schauten gar nur 9.000. Um Böhmermann herumkommen wird man vorerst trotzdem nicht. Radio, Podcast macht er weiter. Ein Film mit David Schalko über die Ibiza-Affäre stellt zudem sicher, dass Österreich Lieblingszielscheibe seiner Satireattacken bleibt. Der Krawall sein Hauptgeschäft. (Doris Priesching, 12.12.2019)