Foto: Robert Newald

Man hört ihre kärntnerische Herkunft nur ganz wenig heraus. Frau Mlinar – übersetzt würde man Frau Müller sagen – ist in erster Linie eine Europäerin. Sie wurde im Jahr 1970 in Stara Vas / Altendorf geboren, kurz bevor der Streit über die Minderheitenrechte ausbrach.

Sie studierte in Salzburg Jus, absolvierte ein Masterstudium in Washington, promovierte zum Thema "Frauenrechte als Menschenrecht" und arbeitete für den Europa-Abgeordneten Friedhelm Frischenschlager in Brüssel.

Ihre politische Karriere begann sie beim Liberalen Forum (LIF), für das sie 2009 Bundessprecherin wurde. Später fusionierte sie das LIF mit den Neos. Liest man ihren Lebenslauf, so steht unter der Rubrik "Sonstiges": Kärntner Slowenin. Für Mlinar war dies allerdings nie eine Nebensache. Sie war Generalsekretärin des Rats der Kärntner Slowenen und arbeitete ab 2000 für die Delegation der Europäischen Kommission in Slowenien.

Entspannen beim Keksebacken

Ab 2013 saß sie dann für die Neos im Nationalrat, ein Jahr später wechselte sie ins Europaparlament. Nebenbei stellte sie in Ljubljana Bio-Fairtrade-"Engelskekse" her. Mit der Backmischung mit Haselnüssen und Mandeln versuchte sie, im anstrengenden Brüsseler Alltag Momente der Entspannung zu finden. Kekse, so meint Mlinar, könnten das Wohlbefinden in mühsamen Meetings stark verbessern.

Heuer im Frühjahr kandidierte sie bei der Europawahl für die Partei SAB der slowenischen Ex-Regierungschefin Alenka Bratušek – auch weil die Parteichefin selbst 2014 mit ihrer Kandidatur für die Kommission wegen ihrer mangelnden EU-Kenntnisse gescheitert war. Mlinar stach unter den Kandidaten hervor. Doch trotz 15.000 Vorzugsstimmen schaffte sie den Einzug nicht.

Nun wurde sie als Kohäsionsministerin vorgeschlagen, sie soll für das Wirtschaftsministerium Mittel aus dem EU-Fonds abschöpfen. Mlinar beantragte bereits die slowenische Staatsbürgerschaft. Unklar ist nur, ob Österreich eine Doppelstaatsbürgerschaft zulässt. In Altendorf würde man sich darüber freuen. In Slowenien sprechen die einen von einer proeuropäischen Idee und der Stärkung von Frauen in der Politik. Andere meinen, dass für Mlinar dieselben Einbürgerungsregeln gelten müssten wie für andere. Selten gibt es Stimmen gegen ausländischen Einfluss oder postkolonialistische Tendenzen aus Ex-Kakanien. Mlinar, die Europäerin, bereitet indes ihren Umzug nach Ljubljana vor. (Adelheid Wölfl, 11.12.2019)