Ab 2020 soll es auf der Seite keine neuen Inhalte mehr geben.

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Die selbsternannte "Wissens-Datenbank über Benachteiligung für Jungen und Männer" und "Antithese zur feministischen Opfer- und Hassideologie" steht nach eigenen Angaben vor dem Aus. Das schreiben die Betreiber auf der Startseite.

In einem Text mit dem dramaturgisch beachtlichen Titel "Wikimannia wird sterben" erklärt man, dass die Plattform nicht weitergeführt werden kann, da man nur rund 40 Prozent der Zielsumme von 10.000 Euro der laufenden Spendenkampagne erreichen konnte. Selbst der volle Betrag hätte nur für eine "Vollzeitkraft auf Hartz-4-Niveau gereicht."

Die "Abschiedsmeldung" von Wikimannia.
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"Versinken in Bedeutungslosigkeit" erwartet

Als Konsequenz werde es ab 2020 keine neuen redaktionellen Einträge oder Updates mehr geben. Stattdessen wird das eingenommene Geld in den Weiterbetrieb der Seite im Ist-Zustand investiert. Jedoch prognostiziert man ohne neue Inhalte eine schwindende Sichtbarkeit in Suchmaschinen, dadurch weiter abnehmende Zugriffe und Einnahmen und am Ende einen Abschied "in der Bedeutungslosigkeit".

Wikimannia, das sich selbst als "ideologiefrei" und "neutral" sieht, wurde von den namentlich nicht bekannten Betreibern der Seite WGVDL ("Wie viel Gleichberechtigung verträgt das Land") gegründet und bedient Zielgruppen am rechten Rand. Ähnlich wie die antisemitische Enzyklopädie "Judaswatch" setzt man dabei auch auf Diffamierung von bekannten Personen, die man dem eigenen Feindbild zuordnet. Erstellt wurde die Domain im Jahr 2009, im gleichen Jahr wurde die Seite auch eröffnet.

Diffamierung von Feministen, fragwürdiger Umgang mit Holocaustleugnern

Über die Journalistin Hanna Herbst steht auf der Seite etwa "[Sie] hasst Männer und ganz Österreich. Sie war bis September 2018 stellvertretende Chefredakteurin für das Schundblatt ‘Vice‘ in Österreich." Jedoch diffamiert Wikimannia nicht nur Feministen und Feministinnen. Auch gegen Flüchtlinge, Abtreibungen oder die Gleichstellung von LGBTQ-Personen – etwa bei der "Ehe für alle" – zieht man in verschiedenen Einträgen zu Felde.

Auch mit Geschichtsrevisionisten geht man fragwürdig um. Man übernimmt etwa die Selbstbeschreibung der bekannten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck, die sich selbst als "unerschrockene Kämpferin für die Wahrheit" sieht. Dazu scheint man mit aus dem Zusammenhang gerissenen Textpassagen selbst die Tatsache des Holocausts in Zweifel zu ziehen. Der Soziologe Andreas Kemper ordnet zahlreiche Inhalte des Portals als Hetze ein. (gpi, 12.12.2019)

Update, 12:15 Uhr: Missverständliche Formulierungen im letzten Absatz bezüglich der Abbildung der Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck wurden korrigiert. Die Beschreibung "unerschrockene Kämpferin für die Wahrheit" wurde von Haverbecks mittlerweile stillgelegter Homepage übernommen und nicht von Wikimannia selbst verfasst.