Viele Frauen leiden sehr unter ihrer Periode und wünschen sich: Nie mehr Tampons!

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Die Hormonspirale besteht aus weichem Kunststoff und hat eine T-Form.

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Es war eine Tortur, und das jeden Monat. Die ersten drei Tage der Menstruation waren der "Horror", erzählt Irene*. Sie hatte ein sehr starke Blutung, extreme Schmerzen. Für die 28-jährige Wienerin ging in dieser Zeit ohne Schmerztabletten gar nichts. "Ohne hätte ich nicht einmal den Weg zur Straßenbahn geschafft, so stark waren die Schmerzen", erzählt sie. Mit Medikamenten ging es, zumindest irgendwie. Arbeiten ging sie während ihrer Menstruation trotzdem immer, auch sonst wollte Irene sich nicht in ihrem Alltag einschränken lassen, obwohl ihre Regel eine enorme Belastung für sie war.

Ihre Frauenärztin hatte sie zwar schon informiert, dass eine Hormonspirale die Schmerzen lindern könnte, die Blutungen dadurch schwächer werden und ihre Regel womöglich ganz ausbleibt. Trotzdem hat es noch ein paar Jahre gedauert, bis sich Irene dazu entschließen konnte. "Hormonelle Verhütung kam zu der Zeit gerade sehr in Verruf", so empfand es Irene, der immer wieder Berichte über depressive Verstimmungen oder Thrombosen wegen der Pille oder Hormonspirale unterkamen.

Kein positives Verhältnis zur Menstruation

Brigitte Koch, Gynäkologin und Oberärztin am Klinikum Wels-Grieskirchen, kann bestätigen, dass die hormonelle Verhütung heute kritischer betrachtet wird als noch vor 30 Jahren. "Man macht sich mehr Gedanken darüber, und die Nachteile von Hormonen werden breiter diskutiert", sagt sie. Bei der Hormonspirale sind die Nebenwirkungen allerdings sehr niedrig, auch weil sie nicht zu den kombinierten hormonellen Verhütungsmitteln gehört, die Östrogene und Gestagene enthalten – "bei diesen sind Thrombosen und Embolien als Nebenwirkungen durchaus ein Thema", sagt Koch.

Irgendwann reichte es Irene trotz ihrer Hormonskepsis, "ich sah nicht mehr ein, warum ich jeden Monat so leiden muss, warum ich beim Skifahren überlegen muss, wie viele Tampons ich brauche, damit ich durch den Tag komme, ohne mich total unwohl zu fühlen". Irene hatte es satt, alle Aktivitäten während ihrer Regel genau durchdenken zu müssen. Es gebe ja Frauen, die sich durch die Regel irgendwie bereichert oder weiblicher fühlen, sagt Irene. Sie selber hatte nie positive Gefühle gegenüber ihrer Menstruation. Deshalb wollte sie es einfach mal versuchen mit der Hormonspirale. Denn ob es klappt, ist nicht garantiert: Weder haben alle Frauen gar keine Blutung mehr, noch vertragen alle die Hormonspirale. Es ist möglich, dass der Körper die Spirale "abstößt", sie von selbst abgeht und Schmerzen verursacht und deshalb wieder entfernt werden muss.

Illusion eines "natürlichen Zyklus"

Die Hormonspirale ist ein Verhütungsmittel und findet auch als solches seine Hauptanwendung, erklärt Koch. Die Frauen fragen demnach selten gezielt wegen einer schmerzhaften Regel danach, sondern man kommt im Gespräch über Kontrazeptiva darauf, welchen Nebeneffekt es für die Patientinnen noch gäbe. Auch mit der Pille kann eine schmerzhafte Regel in rund 95 Prozent der Fälle gemildert werden. Man könnte sich auch mit ihr die Menstruation ganz ersparen, wenn man die sogenannte "Pillenpause" nach einer 21-tägigen Einnahme nicht einhält. Der Gynäkologe Christian Fiala betont zudem, dass die Pille im Langzeitzyklus – also ohne Pause eingenommen – eine noch bessere Wirksamkeit bringt. Weil es keinen medizinischen Grund für die "Pillenpause" gibt, rührt diese vermutlich daher, dass man ursprünglich damit Frauen den Eindruck eines "natürlichen Zyklus" vermitteln wollte. Eine Natürlichkeit, auf die Irene allerdings gern verzichten wollte.

Irene hat sich schließlich für eine Hormonspirale, die für fünf Jahre wirksam ist, einsetzen lassen. Es gibt auch welche, die für drei Jahre in der Gebärmutter bleiben. Bei jungen Frauen und Frauen, die noch nicht entbunden haben, kann man Schmerzen beim Legen und Entfernen der Hormonspirale durch Medikamente, die den Muttermund öffnen, und allenfalls eine örtliche Betäubung oder eine sehr kurze Vollnarkose von einer Minute verringern, erklärt Fiala. Zudem gibt es für junge Frauen ein extrakleines Modell.

Das Einsetzen empfand Irene nicht als schmerzhaft, das führt sie allerdings auch darauf zurück, dass sie Schmerzen gewohnt war. Nach kurzer Zeit wollte ihre Gebärmutter die Spirale allerdings abstoßen, wodurch sie Kontraktionen, starke Schmerzen und Blutungen bekam. Nachdem ihre Ärztin festgestellt hatte, dass die Spirale weder verrutscht war noch Entzündungen vorlagen, entschied sich Irene, sie trotz Schmerzen drin zu lassen. Nach rund sechs Wochen wurde es schließlich besser.

Hormonspiralen für drei bis fünf Jahre kosten zwischen 400 und 600 Euro. Derzeit gibt es drei verschiedene Hormonspiralen auf dem Markt, alle funktionieren so: Die Kunststoffspirale liegt mit ihrem Hormonanteil in der Gebärmutter, wo sie ihre Wirkung entfaltet. Mit der Pille wird der Hormonspiegel im Blut erhöht, während das die Hormonspirale direkt "vor Ort" erledigt. Zwar erhöht auch die Hormonspirale den Hormonspiegel im Blut – im Gegensatz zur Pille ist dieser aber niedriger und konstant. Dadurch wird der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert, und es kommt somit auch zu keinem Abbluten der Gebärmutterschleimhaut wie bei einer regulären Menstruation, bei der sich die Gebärmutterschleimhaut aufbaut und es anschließend zum Abbluten dieser Schleimhaut kommt.

"Große Erleichterung"

Muss man die Hormonspirale kurz nach Einsetzen wieder herausnehmen, weil man sie nicht verträgt, waren die hohen Kosten umsonst. In Irenes Fall konnte die Spirale letztlich bleiben, wo sie war. Sie ist sich auch sicher, dass sie die Hormonspirale letztlich weniger kostet als der monatliche Kauf von Perioden- und Verhütungsmittel sowie Schmerzmitteln.

Als die anfänglichen Schmerzen weg waren, wurden auch die Blutungen weniger und blieben schließlich ganz aus. "Nachdem ich so lange unter der Regel gelitten habe, war das eine große Erleichterung", sagt Irene. Dass es relativ wenig niederschwellige Information darüber gibt, versteht sie nicht: "In den ersten Wochen mit der Hormonspirale wollte ich mich im Internet über die Probleme, die ich zu Beginn hatte, informieren. Vielleicht auch Erfahrungsberichte von anderen Frauen lesen. Ich fand aber nur sehr wenige dazu." Irene versucht in ihrem Bekanntenkreis möglichst offen über die Hormonspirale zu sprechen. Sich die schmerzhafte Regel zu ersparen ist der größte Vorteil, den die Spirale in ihrem Fall mit sich brachte. Sich zusätzlich keine Gedanken mehr über Verhütung zu machen ist ein weiterer Pluspunkt für Irene, die in einer festen Beziehung ist – für Frauen mit wechselnden Partnern bleibt Verhütung wegen möglicher Geschlechtskrankheiten freilich trotz Hormonspirale wichtig.

"Ich merke, dass Frauen, vor allem jüngere, immer extrem interessiert sind – und viel nachfragen", erzählt Irene. Zur Enttabuisierung der Menstruation gehöre auch, dass man sie nicht haben muss, sagt sie, "man muss mit den Schmerzen und starken Blutungen nicht leben". (Beate Hausbichler, 16.12.2019)