Das AKW Mühleberg im Westen von Bern wird nach 47 Betriebsjahren vom Netz genommen.

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Bern – Nachdem sich die Schweizer 2017 in einer Volksabstimmung für den Atomausstieg und eine stärkere Förderung erneuerbarer Energien ausgesprochen haben, stellt am Freitag erstmals ein Schweizer Atomkraftwerk seinen Betrieb ein. Das AKW Mühleberg im Westen von Bern wird nach 47 Betriebsjahren vom Netz genommen.

Freitagfrüh wird die Leistung des Reaktors nach und nach reduziert, indem Steuerstäbe zwischen den Brennstoff gefahren werden. Punkt 12.30 Uhr ist es dann so weit: Zwei Mitarbeiter im Kontrollraum werden zwei Knöpfe drücken, um das AKW für immer abzuschalten. Bis 22. Dezember soll das Herunterfahren abgeschlossen sein. Anfang 2020 beginnt dann der Rückbau des AKW, der mehr als ein Jahrzehnt andauern wird. Erst 2030 wird das Areal frei von radioaktivem Material sein – und erst 2034 wird in Mühleberg wieder eine grüne Wiese stehen, eine Fläche von elf Fußballfeldern, bereit für eine neue Nutzung.

Einstellung des Betriebs bereits 2013 angekündigt

Den Betrieb nahm das Kraftwerk unterhalb des Wohlensees 1972 auf. Damals galt Atomkraft noch als saubere Energie. Atomgegner verschafften sich ab den 1970er-Jahren Gehör – mit Demonstrationen, Mahnwachen und dem "Atomkraft? Nein danke"-Button. Doch erst nach zwei verheerenden Reaktorunfällen – 1986 in Tschernobyl, 2011 in Fukushima – setzte sich der Gedanke einer Energiewende politisch durch.

Nach Fukushima ordnete die Schweizer Atomaufsicht an, dass die Kernkraftwerke bei der Sicherheit nachbessern müssen. 2013 zog der Mühleberg-Betreiber die Konsequenzen und kündigte an, den Betrieb 2019 einzustellen, weil sich die geforderten Nachrüstungen nicht lohnen würden.

Der Bau neuer Atomkraftwerke ist in der Schweiz seit dem Vorjahr verboten, die vier noch bestehenden Kraftwerke sollen am Netz bleiben, solange sie von der Aufsichtsbehörde als sicher eingestuft werden. (APA, 12.12.2019)