Urban Gardening schafft grüne Oasen – doch nicht nur für Menschen.
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Urban Gardening ist gut fürs Gemüt, für die lokale Versorgung mit Nahrungsmitteln und für die Umwelt. Der Begriff Umwelt schließt allerdings unvermeidlicherweise auch Schädlinge mit ein. Diesem Aspekt haben sich nun australische und deutsche Forscher genauer gewidmet, wie das Senckenberg-Forschungsinstitut berichtet. Ihre Studie ist im Fachjournal "Landscape Ecology" erschienen.

Im Mittelpunkt des Interesses stand dabei die Queensland-Fruchtfliege (Bactorcera tryoni), einer der gefürchtetsten Schädlinge im australischen Obstanbau, dem jährlich bis zu drei Prozent der Ernte zum Opfer fallen. Mit der Fliege als Modellorganismus haben Wissenschafter des Senckenberg-Forschungszentrums und der australischen Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) untersucht, in welchen Landschaften sich Insekten besonders gut vermehren und langfristig halten. Dazu simulierte das Team, wie sich bestimmte Nahrungsquellen im Jahreslauf verändern und wie das die Anzahl und Entwicklung der Fruchtfliege beeinflusst.

Gesicherter Nachschub

Das Ergebnis: "Die von uns untersuchten Agrarschädlinge profitieren eindeutig von Städten. Hier sind sie übers ganze Jahr in der Lage, Populationen aufzubauen und langfristig zu erhalten. Auf dem Land gibt es zwar ab und an besonders viele dieser Fruchtfliegen. Ihr massenhaftes Auftreten ist aber zeitlich und lokal eng begrenzt", sagt Florian Schwarzmüller. Parallel ausgewertete Daten aus Studien, in denen die Fruchtfliegen an verschiedenen Orten gefangen und gezählt wurden, würden den Befund untermauern.

"Die Fruchtfliegen florieren in der Nähe von Städten wegen der vielfältigen Gärten und Anbaugebiete, die eng beieinander liegen. Auf dem Land sind die für den Obstanbau typischen Monokulturen zwar ein Füllhorn für Insekten, aber die Fülle ist meist auf eine Jahreszeit begrenzt. Die Fruchtfliegen können daher übers Jahr betrachtet keine beständige Population aufbauen. Ganz anders ist es in urbanen Räumen. Ist in einem Stadt-Garten die Zeit des Steinobstes vorbei, wartet im nächsten Garten vielleicht schon ein Zitrusbaum darauf, von Insekten erobert zu werden", erklärt Schwarzmüller den Effekt.

Brisanz könnte dem in Hinblick auf den Klimawandel zukommen. Durch die Erwärmung der Städte – ein Trend, der durch Grünflächen nur teilweise aufgefangen werden kann – sei es wahrscheinlich, dass die Stadt-Populationen der Insekten wachsen, weil die Reproduktionsraten vieler Insekten mit der Temperatur steigen. Dazu komme noch das Problem, dass sich die Bekämpfung der Schädlinge in Stadtgebieten schwieriger gestaltet als in Monokulturen auf dem Land. In Städten müssten dafür ungleich mehr Menschen mobilisiert werden. (red, 26. 12. 2019)