Peter Handke bekam den Literaturnobelpreis 2019.

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Die Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke war ein PR-Geschenk für die Nationalisten auf dem Balkan. Der Chef der völkisch-nationalistischen Partei SNSD in Bosnien-Herzegowina, Milorad Dodik, meint, Handke sei "ein großer Humanist und ein Kämpfer für Wahrheit und Gerechtigkeit". Der unter US-Sanktionen stehende Dodik will ein Großserbien schaffen.

Der Preis für Handke wird von solchen Leuten auch als Bestätigung seiner politischen Haltungen gesehen. Mit gutem Grund. Diesen März erst sprach der Dichter bei einem Stelldichein von deutschen Rechtsradikalen und Ultranationalisten in Belgrad. Handke wurde dort mit dem "Preis für Mut zur Wahrheit" geehrt. Für jene, die die historischen Fakten verdrehen, ist er ein Multiplikator geworden.

Politische Folgen

Die politischen Folgen, die die Schwedische Akademie ignorierte, sind verheerend, weil die Debatte ein zentrales Missverständnis verfestigte. Handke unterstützte in den 1990ern ein kriminelles Regime, das eine Politik der ethnischen Säuberung vorantrieb. Die Ideologie des völkischen Nationalismus kostete allein in Bosnien-Herzegowina 100.000 Menschen das Leben, darunter vielen Serben. Handke trat niemals für Serbien oder für Serben ein.

Nichtnationalistische Serben wurden nun genauso geschwächt wie alle anderen Südosteuropäer, die sich für die Aufklärung der Fakten aus den Kriegen und für ein modernes, rechtsstaatliches und offenes Europa einsetzen. (Adelheid Wölfl, 12.12.2019)