So bombastisch wie in den USA werden Häuser hierzulande nicht oft in Szene gesetzt.

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In den Geschäften wird es kurz vor Weihnachten hektisch. Pierre Broos hat jetzt Zeit zum Verschnaufen. Seit Mitte Oktober war der Co-Geschäftsführer des steirischen Unternehmens Die Weihnachtsbeleuchtung unterwegs, um auf den Fassaden von Geschäften, Hotels und Privathäusern für Weihnachtsstimmung zu sorgen. Jetzt ist er fast fertig.

Besonders oft hat er heuer bei Privathäusern eine Konturenbeleuchtung montiert. Dabei werden die Umrisse des Hauses inklusive Dachs in Szene gesetzt. 60 bis 80 Meter Lichterketten sind dafür notwendig. Noch ein Trend: Im Garten werden Baumstämme und Äste kunstvoll mit Lichterketten umwickelt.

Billig ist das nicht. Ein Mindestbudget von 2000 bis 3000 Euro sei für eine professionelle Weihnachtsbeleuchtung nötig, rechnet Broos, der Produkte von MK Illuminations verkauft, vor. Viele kaufen ihre Beleuchtung lieber im Baumarkt. Dann seien Lichtfarbe und Stil nicht einheitlich, sagt Broos. Dafür kommt die Deko vom Diskonter deutlich günstiger.

4,8 Kilometer Lichterketten

So bombastisch, wie man es aus Hollywoodfilmen kennt, werden Privathäuser hierzulande nicht dekoriert. Bunt blinkende Rentiere sind in Österreich eine rare Spezies. Und Weihnachtsmänner, die an Fassaden hangeln, wie man sie vor Jahren immer wieder gesehen hat, seien out. Ausnahmen gibt es. "Jeder hat nun einmal seine eigene Vorstellung, wie Weihnachtsbeleuchtung ausschauen soll", so Broos.

Mehr geklotzt wird in der Weihnachtszeit bei Geschäften. Die Kunden sollen damit auch bei Plusgraden in Weihnachts- und Kaufstimmung versetzt werden. Bei Ikea in Wien-Nord wurde die Fassade schon im Oktober mit 4,8 Kilometer Lichterketten verziert: "Da haben wir zu viert mit einem Steiger acht Stunden gearbeitet", sagt Broos und klingt dabei stolz.

Nach Weihnachten geht die Arbeit weiter: Dann wird die Beleuchtung abgenommen und verstaut. Einzig Konturenbeleuchtung ist so dezent, dass sie ganzjährig montiert bleibt. Auch die Arbeiten für das nächste Weihnachten laufen bereits. Es gebe schon erste Anfragen von Hotels, erzählt Broos.

Seit 17 Jahren ist er im Geschäft. In dieser Zeit habe sich vor allem die Technik verändert, LED-Lampen sei Dank: "Der Stromverbrauch ist nur noch ein Zehntel von früher." Die Energiekosten seien daher kein Thema mehr für die Kunden. Diesen gehe es bei der Beleuchtung ihres Zuhauses oft um die Repräsentanz: "Das schöne Haus wird ins Licht gerückt."

Weihnachtsfrieden mit den Nachbarn

Was die Nachbarn dazu sagen? Ist die Beleuchtung gut gemacht, gibt es Komplimente, sagt Broos. Anstecken lassen sich die Nachbarn davon fürs nächste Jahr aber selten. "Da muss schon die Bereitschaft da sein, in diesen Bereich zu investieren."

Manche Nachbarn sind auch nicht ganz so erfreut. In Deutschland hat vor kurzem ein Mann die Polizei gerufen, weil ihn die grelle Weihnachtsbeleuchtung des Nachbarhauses so gestört hat. Die konnte ihm aber auch nicht helfen – und riet zum Gang vor Gericht.

Was zur Beruhigung beitragen dürfte: In der Regel sind die Lichter nur einige Stunden pro Tag eingeschaltet. Um 22 Uhr wird es meistens finster. Spätestens dann kehrt hoffentlich der nachbarschaftliche Weihnachtsfrieden ein. (zof, 19.12.2019)