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Montag bis Sonntag – Frauen, die mit der Pille verhüten, müssen jeden Tag daran denken. Forscher wollen das ändern und damit die Sicherheit des Präparats erhöhen.

Foto: ap

Jeden Tag um die gleiche Zeit blinkt die Benachrichtigung am Smartphone auf, die erinnert – es ist Zeit für die Pille. In Österreich verhüten 38 Prozent der Frauen damit, bei den unter 30-Jährigen sind es 53 Prozent. Sie alle müssen einmal am Tag daran denken, die kleine Hormondosis zu schlucken.

Vergisst Frau darauf, ist, je nach Zeitpunkt im Zyklus, der Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft nicht mehr gewährleistet. Und das ist gar nicht so selten: Studien haben gezeigt, dass rund 50 Prozent der Frauen die Einnahme hin und wieder vergessen.

Andere hormonelle Verhütungsmethoden arbeiten bereits mit einer Gabe nur alle paar Wochen, etwa die Dreimonatsspritze. Sie muss, wie der Name schon sagt, nur vierteljährlich verabreicht werden. Zudem gibt es Pflaster und Vaginalringe, die über einen längeren Zeitraum wirken. Nicht ganz so selten, aber immerhin nur einmal im Monat, soll eine Pille geschluckt werden, an der Forscher der Harvard Medical School und des Massachusetts Institute of Technology (MIT) derzeit arbeiten.

Test am Tier

Die Pille liegt über Wochen im Magen und gibt von dort aus permanent ihren Wirkstoff ab. Sie ist so gebaut, dass sie der Magensäure standhält. Getestet haben die Forscher ihre Erfindung bereits erfolgreich an Tieren.

Dafür haben sie eine für mehrere Wochen ausreichende Dosis Levonorgestrel, eine gängige Substanz der Antibabypille, in einen sternförmigen Wirkstoffträger gefüllt und diesen wiederum gefaltet und in eine Kapsel aus Gelatine gesteckt. Diese schaut aus wie herkömmliche Kapseln zum Schlucken, die auch jetzt schon als Nahrungsergänzungs- oder Arztneimittel verkauft werden.

Ist sie im Magen angekommen, löst die Kapsel sich auf. Der Wirkstoffträger entfaltet sich und bleibt an Ort und Stelle, durch seine Größe kann er vorerst nicht in in den Darm gelangen. Erst mit der Zeit wird er von der Magensäure zersetzt und dann mit der Verdauung ausgeschieden. In regelmäßig genommenen Blutproben hat sich gezeigt, dass der Wirkstoff konstant über einen Monat abgegeben wurde.

Seltener vergessen

Die Forscher berichten von ihren Versuchen im Magazin "Science Translational Medicine". Der BBC erklärte Giovanni Traverso von der Harvard Medical School: "Unsere Studien haben gezeigt, dass es keine Probleme wie Verstopfung oder mit der Verdauung sowie der Weitergabe der Nahrung geben sollte."

Aktuell arbeiten die Forscher daran, Studien am Menschen vorzubereiten. Die Sicherheit der Antibabypille könnte dadurch erhöht werden, glauben Experten, weil die monatliche Einnahme tendenziell seltener vergessen wird.

Das Prinzip könnte im Übrigen auch für andere Medikamente genutzt werden, etwa gegen HIV oder Malaria. Auch hierzu sind Untersuchungen bereits geplant. (red, 16.12.2019)