Frankreich spielte stets eine zentrale Rolle in der europäischen Raumfahrt. Auch das Ariane-Raketenprogramm wurde von Frankreich angeregt und vorangetrieben.
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Paris – In der französische Raumfahrtindustrie ist Unzufriedenheit aufgekommen. Der Anlass: Bei der jüngsten ESA-Ministerkonferenz in Sevilla wurde zwar ein Rekordbudget für die europäische Weltraumorganisation beschlossen. Doch zur Überraschung der Teilnehmer löste dort Deutschland Frankreich als größten Beitragszahler ab.

Deutschland beteiligt sich in den kommenden drei Jahren mit 3,3 Milliarden Euro am ESA-Budget. Mit 2,7 Milliarden Euro landet Frankreich nur auf Platz zwei der Beitragszahler. Weniger zahlen müssen klingt auf den ersten Blick nicht nach einem Nachteil, doch der Zusammenhang ist wechselseitig: Industrieaufträge der ESA an ihre Mitgliedstaaten hängen nämlich von der Höhe von deren Beitragszahlungen ab.

Kritikpunkte

Das wollen die französischen Unternehmen nicht auf sich sitzen lassen. In einer Reihe von Briefen an die Regierung kritisierte der Verband der französischen Luft- und Raumfahrtindustrie (GIFAS) die Ergebnisse der Ministerkonferenz. Deutschland habe sich in Schlüsselbranchen der französischen Industrie positioniert, während die französische Regierung vergleichsweise niedrige Beträge an die ESA zahle, so der Verband.

GIFAS kritisierte vor allem den relativ niedrigen französischen Beitrag zum Satellitenkommunikationsprogramm Artes von 230 Millionen Euro gegenüber dem deutschen Beitrag von 326,5 Millionen Euro. Darüber hinaus trage Deutschland 13 Millionen für ein 5G-Forschungsprogramm bei, während Frankreich sich entschieden habe, nicht an dem Programm teilzunehmen. Auch bei der Erdbeobachtung – einem Bereich, in dem "Frankreich weltweit führend" sei – liege Deutschland mit 721 Millionen Euro deutlich vor Frankreich, das 408 Millionen Euro investiert. (red, APA, 14. 12. 2019)