Jan Böhmermann nahm am Donnerstag nach über sechs Jahren Abschied vom "Neo Magazin Royale" auf ZDF neo.

Foto: ZDF Neo

Nach sechs Jahren und 42 Tagen ist das "Neo Magazin Royale" auf ZDF neo Geschichte: Jan Böhmermann nahm am Donnerstag Abschied vom Spartensender, um im Herbst 2020 beim Hauptsender ZDF wieder aufzutauchen. In welcher Form, ist noch nicht klar. "Wer heute nicht weint, ist in meinen Augen kein Mensch – der ist 'ne Schlampe", sagte der Satiriker zu Beginn seiner letzten Ausgabe, in der er seinen Wechsel ins Hauptprogramm genüsslich zelebrierte.

Seine letzte, sehr musikalische Show auf ZDF neo leitete er mit einer Revuenummer ein, zwischendurch ließ er ein paar seiner größten Coups Revue passieren und holte seine Mitarbeiter vor den Vorhang. Etwa jene, die er im Jahr 2016 als falsche Kandidaten in die RTL-Sendung "Schwiegertochter gesucht" eingeschleust hatte.

"Sechs Jahre und 42 Tage machen wir jetzt diese Sendung. Können wir ein einziges Mal eine Sendung machen, in der es nur um mich geht? Nur einmal in sechs Jahren möchte ich bitte mal im Mittelpunkt stehen. Nur einmal", sagte Böhmermann. Sein Wunsch ging in Erfüllung.

"Ich habe Anwälte. Ohne Ende"

Der juristische Ärger der letzten Jahre sei ihm egal gewesen, sagte Böhmermann: "Wissen Sie was, meine Damen und Herren, ich habe Anwälte. Ohne Ende. Und meine Anwälte haben wieder Anwälte, die sich um die Probleme kümmern, die die wiederum wegen mir haben." Er könne gar nicht zählen, wie oft er verklagt wurde. Und dann habe auch er Leute verklagt: "Just for fun."

Höhepunkt der juristischen Auseinandersetzungen war das Gedicht "Schmähkritik", als er sich im März 2016 über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan lustig gemacht hatte. Die Folge war ein Strafverfahren gegen Böhmermann.

Der Brückenbauer

In seiner letzten Show sagt Böhmermann, dass er einfach ständig missverstanden werde: "Dabei war und ist mein Motto nach all den Jahren immer noch: Brücken bauen, zur Not auch da, wo gar keine Gräben sind. Das Saarland, Sachsen, Lena, RTL, Günther Jauch, 'Aspekte!', wer hätte ahnen können, dass es immer so viel Ärger gibt?"

Seine Show sei sehr viel Arbeit gewesen, da er praktisch alles allein gemacht habe: "Ich brauche keine Autoren", sagte Böhmermann und fragte: "Warum haben wir Autoren? Diese fetten Sozialfälle, die da hinten sitzen und nach Alkohol riechen. Warum? Ich weiß es nicht."

Kniefall vor dem ZDF

Das "Neo Magazin Royale" sei immer ein Spagat zwischen "scheiße und geil" gewesen. Das Erfolgsgeheimnis seiner "kleinen, schmuddeligen Digital-Spartenshow"? Die "perfekte Verschmelzung zwischen Ernst und Unterhaltung", so Böhmermann. Zum Abschluss seiner musikalischen Reise durch die letzten sechs Jahre schmachtete er Leonard Cohens Ballade "Hallelujah" als Ode an das ZDF. Im Vordergrund stand ein großer Altar mit den Bildern des ZDF-Intendanten Thomas Bellut, des ZDF-Programmdirektors Norbert Himmler sowie von der Vorsitzenden des ZDF-Fernsehrats, Marlehn Thieme.

NEO MAGAZIN ROYALE

In der letzten Sequenz der Sendung traf Böhmermann in einer schwarzen Limousine den Night-Talker Domian. Als Chauffeur fungierte ZDF-Showmaster Johannes B. Kerner. Er sagte: "Nächster Stopp: ZDF-Hauptabend. Bald bist du einer von uns." Und: "Könntest du dir Satire auch als Samstagabendshow vorstellen? Zum Beispiel in einer Doppelmoderation? Vielleicht mit mir? Ich kann aber auch einen Kontakt zu Horst Lichter machen." (omark, 13.12.2019)