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Die Jobchancen für Informatiker stehen gut, und die zu besetzenden Stellen sind vielfältig.

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Es heißt, sie werden von den Firmen gesucht wie kaum jemand: Informatikerinnen und Informatiker. Das nahm Uniport, das Karriereservice der Uni Wien, zum Anlass, am Dienstag in einem Jobtalk mit Uni- und Unternehmensvertretern zu diskutieren, ob Informatiker tatsächlich freie Jobwahl haben.

Die einstimmige Antwort: Die Jobchancen stehen gut, und die zu besetzenden Stellen sind vielfältig. Die Firmenvertreter von Raiffeisenbank International, A1 Telekom, dem Berater Accenture und Softwaredienstleister Oracle nennen etwa Data-Scientists, Business-Analysten, klassische Softwareentwicklung, Prozessautomatisierung und IT-Jobs im Vertrieb. Damit zerstreuen sie auch die eingangs von Studien- und Fakultätsvertreter und Informatikstudent Kevin Sidak geäußerte Sorge, trotz eines Uniabschlusses im IT-Support zu landen.

Doch nicht immer könnten die Stellen besetzt werden, berichtet etwa Martin Winkler, Country Manager von Oracle Österreich. Die Firmen suchen deshalb nicht nur über Stellenanzeigen, Messen, Hackathons oder Mitarbeiteremfehlungen nach passenden Kandidaten, sondern sie gehen auch auf Linkedin oder Xing auf interessante Bewerber zu und werben bereits Studierende ab. Mit Letzteren hat beispielsweise Elisabeth Radocha, Leiterin des Agile Delivery im Bereich Rechnungs- und Personalwesen bei der RBI, "gute Erfahrungen gemacht, weil sie früh eingebunden sind".

Job-outs als Herausforderung

Die sogenannten Job-outs stellen den Dekan der Informatikfakultät, Wilfried Gansterer, vor eine Herausforderung. "In Zeiten, wo unser Budget von den Absolventenzahlen abhängt, bereitet es Schwierigkeiten, wenn Studierende in hohem Ausmaß arbeiten", sagt er. Die Folge: "Überspitzt gesagt nehmen uns die Firmen so auch die Basis für die Ausbildung künftiger Fachkräfte."

Auch Student Sidak sieht den Berufseinstieg ohne Abschluss kritisch. Man habe zwar eine gute Verhandlungsposition, wenn man Berufserfahrung vorweisen könne, doch ein späterer Jobwechsel und der Aufstieg würden schwieriger. Dem widersprechen die Unternehmensvertreter. Dominik Wagenknecht, Technology Architect und Leiter des Emerging-and-Growth-Teams bei Accenture, ist überzeugt, dass "irgendwann die Erfahrung mehr zählt als der Titel". Aber: "Auch wenn man in den ersten Jahren keine Nachteile hat, kommt der Punkt, wo man das strukturierte, abstrahierende Denken der Uni braucht."

Ebenso vermittle ein Abschluss auch gewisse Soft Skills, sagt Marcus Kautsch, Head of Architecture and Transformation bei der A1 Telekom. Denn er zeige – da sind sich alle einig –, dass man komplexe Projekte abschließen und sich selbst organisieren könne und mit Widerständen zurechtkomme. Alles Fähigkeiten, die auch im Job – gerade in agilen Strukturen – relevant seien, sagt Radocha.

Status für berufstätige Studierende

Wichtig sei daher, betont Sidak, dass die Firmen flexible Lösungen bieten, um Studium und Job zu vereinbaren. Laut Firmenvertretern sei das ohnehin möglich, und es werde darauf geachtet, dass Studierende kürzere Projekte übernehmen, um flexibel zu bleiben. Dekan Gansterer wünscht sich von der Politik den Status eines berufstätigen Studierenden: "Man kann nicht erwarten, dass die das gleiche Pensum erledigen wie jemand, der nicht arbeitet."

Nebst den Soft Skills überzeugten Uni-Absolventen mit breitem Grundlagenwissen und einer Spezialisierung in ihrem Bereich, sagt Radocha. Ersteres biete laut Gansterer auch eine gute Basis zur schnellen Einarbeitung in den Job und beim Erlernen neuer Technologien. An welcher Hochschule man diese Fähigkeiten erlangt, sei zweitrangig, versichern die Teilnehmer.

Denn am Ende zähle immer noch, wie Kautsch sagt: "Das passende Mindset und das Funkeln in den Augen." (set, 16.12.2019)